E 287




Kommentar von Pitichinaccio




Der Verfasser dieser Zeilen kann sich an keine Zeit erinnern, in der dieses Hörspiel sich nicht in seiner Schallplattensammlung befand. Allerdings muss das Pappalbum, in dem die Geschichte mit dem Polizeikasper sowie die weitere LP »Wunderbare Welt der Musik - Eine kleine Einführung« enthalten gewesen sein müssen, irgendwann das Zeitliche gesegnet haben. Meine Erinnerung reicht nur an die einzeln aufbewahrten Platten ohne Hülle und die lose Pappe mit dem Würfelspiel zurück, die sich ebenfalls ursprünglich in der Box befunden haben musste. Aber ein Cover? Fehlanzeige.

Erst im Laufe meines Sammlerlebens konnte ich die ursprüngliche Zusammenstellung Kasperle-LP (E 287), Konzertführer-LP (E 201) und Würfelspiel rekonstruieren und hatte nun endlich auch ein Cover zu der Produktion, welches - wie gesagt - weder in meiner Erinnerung, noch in meinem Kinderzimmer vorhanden war. (Anmerkung: Bei späteren Auflagen wurde die LP »Wunderbare Welt der Musik - Eine kleine Einführung« durch eine speziell für dieses Album zusammengestellte Kasperle-LP mit bereits veröffentlichten Hörspielen von Gerd von Haßler (E 087) ersetzt.

Bei der Geschichte um den Polizeikasper, der den kleinen Zuschauern die Gefahren im Straßenverkehr nahebringt und ihnen gleichzeitig ein paar Regeln mit auf den Weg gibt, handelt es sich um einen Livemitschnitt aus irgendeiner Hamburger Grundschule, vorgetragen von Mitgliedern der Hamburger Polizei. Ich erinnere mich daran, dass der Polizeikasper wie auf einer Art Tournee von Zeit zu Zeit in die Schule kam und dann ein Stück von der Dauer einer Schulstunde vorgetragen wurde. Bei uns fanden die Aufführungen damals immer in der Turnhalle statt. Da die Geschichten aber stetig wechselten, kann es gut sein, dass ich nicht Zeuge der gerade hier vorgestellten Ereignisse wurde.

Die Geschichte beginnt nach einem kurzen Auftritt von Kasper und seinen Äffchen mit Ulli, einem sympathischen Rabauken, der sich allerdings nicht um die Verkehrsregeln schert - ganz im Gegensatz zu seiner braven Freundin Jutta, die den Kindern stets das richtige Verhalten im Straßenverkehr erklärt. Mit Beginn der zweiten LP-Seite haben dann der Verkehrsteufel und sein Unterteufel Flunki ihren Auftritt, die durch Sabotage und Überredung der Kinder zu gefährlichem Verhalten versuchen, Unfälle zu verursachen. In Zusammenarbeit mit der Polizei gelingt es Kasper aber natürlich, die beiden übernatürlichen Verkehrsrowdys zu stellen.

Abgesehen von einzelnen, kurzen Momenten gelingt es der Puppenspielertruppe hervorragend, die Kinder zu unterhalten, aber in Sachen Verkehrserziehung auch spielerisch an die Hand zu nehmen. Dazu tragen unter anderem "Onkel Hein, der Autofahrer", Wachtmeister Proper, Wachtmeister Leisetritt und nicht zuletzt Flunki, der Unterteufel, bei. Ja, auch in der Hölle gibt es offenbar Zuständigkeiten (Verkehrsteufel) und Hierarchien (Unterteufel).

Allerdings muss ich einräumen, dass mir die Auftritte der beiden Verkehrsteufel immer wirkliche Angst machten. Diese waren stets von einer flirrenden Musik untermalt, die übrigens auch zu hören ist, wenn Raumschiff UM9 auf der Suche nach seinem Schwesterschiff UX3 ist. Sogar Flunkis tollpatschige Art mochte das Unbehagen nicht zu mildern, wenn der Verkehrsteufel den zuhörenden Kindern vorschlug, einfach auf die Fahrbahn zu laufen oder dort mit dem Rad zu fahren. Aber auch den Kindern vor Ort hört man deutlich die Erleichterung an, als die Verkehrsteufel endlich gefasst sind. Offenbar hatte man hier wirklich den richtigen Nerv bei den Kindern getroffen.

Die Namen der drei Puppenspieler können den zu hörenden Stimmen ohne weitere Detailkenntnisse nicht zugeordnet werden. Auch welcher Polizist welche der verschiedenen Rollen übernimmt, ist nur teilweise herauszuhören. Meine Ohren meinen zumindest, beim Verkehrsteufel die Stimme des Polizeikaspers wiederzuerkennen. Aber ob dies nun die Stimme von Helmuth Arndt, Horst Persch oder Wolfgang Preuss ist, lässt sich beim besten Willen nicht sagen. Und obwohl alle drei ihre Sache tadellos erledigen, soll dem Spieler / Sprecher des Unterteufels Flunki ein zusätzliches Lob ausgesprochen werden. Sein tappiger Teufel erreicht schon fast schauspielerisches Profiniveau.

Fazit: Tri tra trullala!

Natürlich ist dies eine Produktion für Kinder im Grundschulalter, aber solide unterhalten fühlt man sich auch als Erwachsener. Und das dahinterstehende Engagement sowie die Spontanität der Puppenspieler sollten ebenfalls nicht vergessen werden: Um 20 bis 40 Kinder zu unterhalten, auf ihre unberechenbaren Zwischenrufe einzugehen und parallel dazu die Geschichte voranzutreiben ... das ist schon eine Leistung. Verdientermaßen brachte es der Polizeikasper unter dem Stichwort "Verkehrskasper" daher auch zu einem Wikipedia-Eintrag.





Bewertung:






Appendix:

Im Rahmen meines Studiums hatte ich die Gelegenheit zu einem zweiwöchigen Praxisabschnitt bei der Hamburger Polizei - eine Woche Mordkommission, eine Woche Polizeikasper - und ich darf sagen: Zumindest damals, circa 30 Jahre nach der Entstehung dieser Aufnahme, funktionierte das "Konzept Polizeikasper" immer noch hervorragend.