E 2144
Black Beauty in London
Black Beautys Fohlen




Kommentar von Carl Mai





»Klavier, Konzert und College ... das alles interessiert mich nicht so viel. Ich finde es ehrlich gesagt zum K...«

(Flora Gordon)




Einleitung

Zwar wurden die ersten beiden Folgen der Hörspiel-Serie »Black Beauty« in den Jahren 1975 und 1976 veröffentlicht, doch ist anhand der Sprecherlisten zu vermuten, dass beide Folgen direkt aufeinander im Jahr 1975 produziert wurden. Somit läge zwischen den Aufnahmen von Folge (1) und (2) und der dritten Folge »Black Beauty in London / Black Beautys Fohlen« mindestens ein Jahr. Dies erklärt teilweise, warum dieser dritte Teil nicht so recht zu den anderen Folgen passen will. Auch ist er um fast 12 Minuten kürzer als die Folgen (1) und (2). Zum einen fällt die Unterteilung in zwei Einzelgeschichten auf. Hinzu kommt, dass in der Rolle des Erzählers Horst Breiter durch Günter König ersetzt wurde. Eine erhebliche Veränderung bildet der Einsatz Susanne Wulkows als "Jessie Gordon" - vormals gesprochen von Christine Brigl.

Black Beauty in London

Für die erste Erzählung verlegte man die Handlung vom friedlichen, ländlich gelegenen Gut Birtwick Park ins großstädtische London. Einige Jahre sind vergangen. Flora und Jessie studieren in London und wohnen bei ihrer Tante Abigail. Das anfängliche Klaviergeklimper Floras (eingespielt von Andreas Beurmann?) verbreitet eine nette Atmosphäre. Doch leider trübt die völlig anachronistische Darstellung der viktorianischen Verhältnisse bald den Auftakt des Hörspiels.

Zwar wurde bereits 1849 in London das erste Frauen-College gegründet, doch hätten höhere Töchter nicht heimlich ohne standesgemäße Begleitung einen Markt besucht oder sich später in zwielichtige Stadtteile begeben. Aber vor allen Dingen die Dialoge zwischen Flora und Jessie zu Beginn des Hörspiels klingen viel zu modern - und zu sehr nach »Hanni-und-Nanni«-Geplauder der 1970'er Jahre. Floras Nachahmen von Black Beautys Wiehern setzt dem Ganzen die Krone auf. Auch der respektlose Tonfall der Marktleute und Droschkenkutscher gegenüber jungen Damen aus gutem Hause wäre nicht vorstellbar gewesen (»Was soll's denn sein, ihr beiden Hübschen?« / »College-Tauben«).

Flora glaubt, auf einem Londoner Markt in einem misshandelten Droschkenpferd Black Beauty erkannt zu haben. Später kehrt Flora zum Markt zurück und erkundigt sich nach dem besagten Pferd. Sie erfährt, dass der Droschkenkutscher Mr. Daniel ein schwarzes Pferd gekauft haben soll und kann herausbekommen, wo dieser wohnt. Jessie erhält derweil einen Brief von zu Hause: Black Beauty wurde gestohlen! Beide fahren zum Südbahnhof, wo sich die Hütte Daniels befinden soll. Dort angekommen hört sich der Droschkenkutscher die Geschichte der Mädchen an und glaubt aufgrund des Briefinhalts tatsächlich, dass es sich bei dem von ihm gekauften Pferd um Black Beauty handelt. Ein Dieb hatte dem Pferd die weiße Blesse zur Tarnung schwarz gefärbt. Bald darauf trifft Sir Gordon (Hans Daniel), der Vater Floras und Jessies, in London ein und tauscht Black Beauty gegen das von Gut Birtwick Park mitgebrachte, alte Pferd Sir Oliver ein.

Zu der ohnehin schon dünnen Handlung dieser ersten Erzählung von Teil (3) der Reihe kommt der Umstand, dass der Diebstahl Black Beautys, und wie das Pferd nach London gelangt ist, überhaupt nicht aufgeklärt werden. Einen Pluspunkt gibt es immerhin dafür, dass das brutale Verhalten gegenüber Droschkenpferden - das Kernthema des Romans »Black Beauty« - hier kurz, aber am deutlichsten in der ganzen Hörspiel-Reihe thematisiert und stigmatisiert wird.

Black Beautys Fohlen

Die zweite Erzählung spielt gut ein Jahr später auf Gut Birtwick Park. Hatte in Folge (1) und (2) der Hörspiel-Reihe noch Marianne Kehlau die Rolle der Lady Patricia Gordon gesprochen, so tat dies hier Hella von der Osten-Sacken in einer Ein-Satz-Rolle. Die Stimme der Bediensteten Sally wurde an Marga Maasberg vergeben. (In Teil (1), »Kindheit auf Gut Birtwick Park«, wurde sie von Kathrin Brigl gesprochen.) Den Stallmeister John mimt hier Hans Hessling. (In Folge (1) und (2) war es Ernst von Klipstein.) Endlich ist auch George Gordon junior - gesprochen von Stefan Schwade - wieder mit von der Partie.

Nach einer für die Handlung irrelevanten Szene im Hühnerstall bringen George und Flora Black Beauty und die Stute Ginger zum Hufschmied. Dort legt der Hengst, als Gingers Hufe beschlagen werden sollen, ein merkwürdiges Verhalten an den Tag. Er ist unruhig und geht zuletzt sogar auf den Schmied Barry (Richard Lauffen) los. Zurück auf Birtwick Park stellt Stallmeister John fest, dass Ginger trächtig ist. Black Beauty als Vater war beim Schmied der Beschützerinstinkt in den Kopf gestiegen. Bald darauf wird ein Fohlen geboren, das aufgrund seiner dunklen Blesse den Namen Black Star erhält.

Die zweite Erzählung kommt der Ursprungs-Atmosphäre der Hörspielreihe - auch aufgrund der schönen, klassisch anmutenden Musikeinlagen - wieder näher, überzeugt aber mit seiner überschaubaren Handlung nicht wirklich.

Fazit

Dies ist eindeutig der schwächste Teil der Reihe.

Kuriosa: Beim Erscheinen des Hörspiels auf CD im Jahr 2005 wurden - anders, als bei den ersten beiden Folgen - kaum Änderungen vorgenommen.





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