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E 2146 |
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| das Schloßgespenst |
| fährt Geisterkarussell |
| Kommentar von Danielle |
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In einer stürmischen Nacht erscheinen drei späte Besucher auf Burgeck, die sich als Barone Ottokar (Großvater, Sohn und Enkel) vorstellen. In ihnen erkennt Hui Buh vermeintlich die Nachfahren jenes Barons, der ihn vor mehr als 400 Jahren, auf Grund seines Falschspiels, verwünschte. Hui Buh schwört den Ottokaren bittere Rache, muss jedoch im Verlaufe der Handlung die bittere Erfahrung machen, dass diese niemanden härter trifft, als den, der sie ausheckt. Um es gleich vorweg zu sagen »Hui Buh fährt Geisterkarussell« ist eine kleine Mogelpackung, denn [ACHTUNG! SPOILER!] das titelgebende Karussell kommt erst in den letzten drei Minuten des Hörspiels vor. Und auch sonst gibt die Handlung nicht sehr viel her, da sie sich primär mit Hui Buhs Rachefantasien und »50 Shades of Grey«-ähnlichen Auswüchsen dieser beschäftigt. Hinzu kommen einige Ungereimtheiten, wie z. B. die Tatsache, dass die drei Barone zunächst angeben, sie seien nur wegen Hui Buh ins Schloss gekommen und anfangs sogar von ihm heimgesucht werden, später aber jede Existenz Hui Buhs standhaft leugnen. Auch darf bezweifelt werden, ob der kindliche Hörer die Anspielung auf »Don Quixote«, dessen klappriges Pferd bekanntlich ebenfalls Rosinante hieß, begreift. Parallelen zum »Ritter von der traurigen Gestalt« gibt es jedenfalls genug: Don Quixote kämpft gegen Windmühlen (wie Hui Buh in einer späteren Folge ebenfalls) und Hui Buh gegen Altersdemenz, denn zum Schluss der Geschichte stellt sich heraus, dass er seine Barone nicht mehr alle auf der Reihe und seine Rache die falschen Nachfahren getroffen hat. Der Charme dieser Folge liegt auch nicht so sehr in der Handlung, sondern in der Interaktion zwischen Hui Buh aka Hans Clarin und König Julius aka Claus Wilcke. Die beiden bestreiten überwiegend allein den Teil der Handlung, in der Hui Buh seinen Racheplan ausarbeitet. Julius nimmt seinen Freund offensichtlich nicht ernst, und die Süffisanz mit welcher er Hui Buhs Unternehmungen kommentiert, mündet in diversen Dialogen solcher Art: König Julius: »Oh je, ich hab's geahnt, der Geisterreiter hat mitsamt seinem Pferd Kobolz geschossen.« Hui Buh: »Macht nichts, macht nichts, ich bin bereits wieder auf den Beinen.« König Julius: »Das schon, aber du sitzt nicht auf dem Pferd, das Pferd sitzt auf dir.« Hui Buh: »Aha, ach so, danke für den Hinweis.« Überhaupt sind Clarin und Wilcke meiner Meinung nach das beste Julius-und-Hui Buh-Gespann von allen, gerade weil die Chemie zwischen den beiden stimmt. Wilcke ist sozusagen der relativierende Gegenpol zu Hui Buhs Chaos und Hysterie. Die übrige Burgeck-Crew, bestehend aus Ingrid Andree als Königin Konstanzia und Andreas von der Meden als Kastellan, hat in dieser Folge nicht sehr viel zu tun und darf nur durch das Schloss führen (Kastellan) oder die Barone bemitleiden (Konstanzia). Diese sind, wie nicht anders von EUROPA zu erwarten, hochkarätig mit F. J. Steffens (Großvater), Peter Kirchberger (Sohn) und Thorsten Sense (Enkel) besetzt, welche großartig arrogante und versnobte Aristokraten abgeben. Und Hans Paetsch als Erzähler ist ohnehin über jede Kritik erhaben. Musik und Geräusche sind stimmig, wobei Hui Buhs Rumoren zum Ende der ersten Seite hin, durchaus etwas kürzer hätte ausfallen können. Fazit: Clarin und Wilcke in Höchstform. |
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