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das Schloßgespenst |
und das unheimliche Feuerroß |
Kommentar von Christoph |
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sagt ein völlig aufgelöster Herr Antonius zu seiner Angebeteten Frau Amanda, als er im Zugabteil den Geist von Schloss Burgeck entdeckt. Ganz ähnlich empfinden auch die Gepäckträger Edwin und Erwin sowie der Lokführer und der Heizer. Letztere reagieren auf die Erscheinung mit konsequenter Flucht. »Ich springe nach rechts!« - »Ich springe nach links!« Aber wie konnte es überhaupt soweit kommen? »... neunhundertneunundneunzig, tausend - Julius, Konstanzia, Kastellan ...« - Sekunden vor Mitternacht zählt unser geschätztes Gespenst das 1000-jährige Bestehen von Schloss Burgeck an. Man stößt auf das Ereignis an. Geradezu göttlich ist hier des Kastellans Ausruf »Ha, Cheerioh!« - R.I.P. Andreas von der Meden. Just in diesem Augenblick erbeben die Mauern des Schlosses, woraufhin der König bekundet, dass es sich hierbei lediglich um die Eisenbahn handelt, welche durch den Burgberg fährt. Auch wenn König Julius der 111. anscheinend recht gut damit leben kann, so findet Hui Buh dies ganz und gar nicht lustig. Fortan will er das unliebsame Ungetüm mit allen Mitteln bekämpfen, auch wenn »Pech und Schwefel« und ähnliche Waffen Hui Buhs Wahl schon lange verboten sind. Der Schlossgeist stampft mit seinem Fuß so kräftig auf, sodass er mitsamt dem König durch den Schlossberg in den Eisenbahntunnel fährt - ja, Gespenster können so etwas. Wie er allerdings diese gekonnte Punktlandung rein kräftemäßig so genau dosieren konnte, ließ mich damals als Kind bereits erstaunen. Trotz Flüchen und allerhand "genialer" Ideen muss Hui Buh jedoch einsehen, dass er auf diese Weise dem »widerspenstigen Stinkross« nicht beikommen kann. Sodann besteigt er am Bahnsteig von Schloss Burgeck das Feuerross, um fortan seine gar fürchterlichsten Spukereien vollführen zu können. Hierbei steht dem Furcht- und Tadellosen sogar seine Majestät König Julius höchstpersönlich zur Seite. Beide erleben Schauerliches und bringen sowohl das Personal als auch die Passagiere an den Rand der Verzweiflung. Das zwölfte Hörspiel um den allseits beliebten Wiedergänger ist meiner Meinung nach eines der besten und lustigsten der Reihe. Spritzig, kurzweilig und immer für eine Überraschung gut bekommt man ein liebevoll gestaltetes Hörspiel der Extraklasse serviert. Vergleichbares aus unseren Tagen wird man sicherlich lange Zeit vergeblich suchen beziehungsweise wahrscheinlich sowieso nicht mehr finden. Man denke nur an den Hui-Buh-Sprecher Hans Clarin selbst, welcher in dieser Rolle wahrlich aufgegangen sein muss. Oder an den bereits erwähnten Andreas von der Meden (War er nicht schon zu diesem Zeitpunkt für die Rolle des Chauffeurs Morton prädestiniert beziehungsweise steckte nicht schon hier eine ganze Menge Morton drin?), der den treu ergebenen und stets korrekten Kastellan ebenfalls mit vollster Hingabe darbietet. Niemals zuvor hörte man den ehemals fröhlichen und fidelen Ritter Balduin besser fluchen und rumkommandieren (»Die Zugbrücke hoch!«), selten waren seine Ideen irrwitziger (»... schnell, bringt mir den Eimer mit Pech und Schwefel!«) und erfolgloser. Auch die Namensnennungen finde ich wiederum einfach köstlich - die Gepäckträger Erwin und Edwin, die hysterische Frau Amanda und der nicht ganz so mutige Herr Antonius - gut gewählt. Auch wenn es erstaunlich ist, dass Hui Buh erst rund 10 Folgen später, nachdem er die Vorzüge seines modernen Fahrstuhls im Fledermausturm bereits zu schätzen gelernt hatte, gegen eine veraltete Dampflock antreten muss, so soll uns dieser kleine chronologische Fauxpas nicht weiter stören. Einzig negativ anzumerken wäre vielleicht der Umstand, dass der König in diesem Hörspiel nicht von Claus Wilcke, sondern von Peter Kirchberger gesprochen wird. Das ist dann doch noch ein kleiner aber feiner Unterschied, obwohl ich zugeben muss, dass die Textpassagen sich für Herrn Wilcke sowieso nicht sonderlich geeignet hätten: »Vorwärts! Im Dauerlauf - links herum!« Abschließend möchte ich noch das tolle und super gelungene Cover-Artwork von Hans Möller erwähnen, welches einem das ohnehin vorhandene großartige Kopfkino nochmals verstärkt. Volle 5 Mucks für diese irre Geisterbahnfahrt. "Einsteigen bitte!" |
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