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wittern ein Geheimnis |
Kommentar vom alten Wagner |
In Summe hatten meine Grundschulfreunde aus der Nachbarschaft und ich zusammen damals so ziemlich alle Folgen von (1) bis (11) der »Fünf Freunde« in unseren Sammlungen. Diese Folge war damals jedoch zunächst nicht für uns existent, und so vergingen einige zähe Jahre, bis ich etwa 1985 diese Folge zum ersten Mal von einem Freund ausgeliehen bekam. Die Erwartungshaltung war also groß ob eines neuen Abenteuers der Fünf. Die Worte meines Freundes "Die hat ein paar wirklich unheimliche Stellen!" erhöhte dabei die Vorfreude umso mehr. Ich erinnere mich noch daran, wie ich es mir zuhause gemütlich machte und diese Folge regelrecht zelebrierte mit Chips und Apfelsaft. Und ich war so begeistert, dass ich mir die Folge vor der Rückgabe direkt auf eine Leerkassette überspielte, was damals eine gängige Praxis war, um die eigene Sammlung zu erweitern. Demnach hätte ich damals sicherlich begeisterte 4 von 5 Punkten gegeben, da ich die Folge mochte und die angekündigten "unheimlichen Stellen" auch wirklich sehr gruselig fand. Beispielsweise untermalt die eingesetzte Musik Carsten Bohns in der ersten Nacht von George und Anne mit "Flaggio Let Me Be Like I Am (Part 1)" das unheimliche Szenario in der Hütte auf der Gemeindewiese sehr stimmungsvoll. Allein diese häufig erwähnte Gemeindewiese als Ort der Handlung bescherte mir bereits damals Kopfzerbrechen. Empfand ich sie als Ort der Zuflucht für George und den verletzten Timmy doch mehr als eigenartig. George will doch mit Timmy allein sein!? Ich komme aus einer mittelgroßen Stadt in Norddeutschland ohne jede Gemeindewiese, aber kannte den Begriff aus den Dörfern und Kurorten meiner vielen Nordseeurlaube mit Eltern und Großeltern. Das waren dort auf keinen Fall Orte des Rückzugs um allein zu sein: Dort fanden Feuerwehrfeste, Flohmärkte und ähnliches statt. An Ausgrabungen nach Altertümern war dort nicht zu denken und sie waren auch nie so groß, als dass man dort als Zwillingspaar unabhängig voneinander hätte zelten können ... lagen sie doch meistens im Ortskern der jeweiligen Gemeinde.
Was für ein Quatsch! Das Grundgerüst der Geschichte ist mit Unfug noch mild umschrieben, deswegen hier in Kurzform: Zwei Jungs (Zwillinge) graben unabhängig voneinander nach Altertümern auf einer Gemeindewiese und wissen auch voneinander, dass sie beide vor Ort sind, sich aber aus dem Weg gehen. Ständig treffen nun die dort ebenfalls zeltenden George und Anne (Julian und Dick kommen erst später dazu) auf einen der beiden Jungs und können diese weder optisch noch stimmlich auseinanderhalten, noch löst einer der beiden Zwillinge das dauerhafte Missverständnis der offensichtlichen Verwechslung auf. Dieser Tatsache geschuldet, muss man als Hörer davon ausgehen, dass die Zwillinge jeden Tag exakt die gleiche Kleidung tragen, die gleiche Frisur haben und auch immer jeweils dieselben Tiere, Gegenstände & Co. bei sich haben. Einer der beiden Jungs hat nämlich immer einen Hund bei sich, sein Bruder jedoch nicht. Dieser Umstand nervt mich beim heutigen Hören immens und schmälert den Spaß doch sehr. Das folgende Eintreffen von Julian und Dick geht dann leider mit einem klaren Skriptfehler einher. Lutz Mackensy sagt: »Wie anders war es doch mit Julian und Dick! Sie waren so fröhlich und so zuverlässig, dass den beiden Mädchen die Schrecken der letzten Nacht gar nicht mehr wirklich vorkamen.« Das Wort "zuverlässig" erscheint hier arg deplatziert und sollte wohl "zuversichtlich" heißen, was in dem vorhandenen Kontext deutlich mehr Sinn macht. Die nun wieder vereinten Fünf Freunde beschließen natürlich, auf der Gemeindewiese zu bleiben und den Geheimnissen um den scheinbar einen verrückten Jungen, den römischen Ausgrabungen sowie den nächtlichen Ereignissen auf die Schliche zu kommen. "Flaggio Let Me Be Like I Am (Part 1)" untermalt dann auch sehr effektiv die zweiten unheimlichen Ereignisse in der nächsten Nacht am Ende von Seite 1. Wenn also dieses nervige Zwillingspaar nicht wäre sowie das damit einhergehende Dauermissverständnis, hätten wir hier bisher eine ganz atmosphärisch-unheimliche Geschichte vorliegen. Auf der zweiten Seite werden zuerst die Hintergründe der nächtlichen Ereignisse aufgeklärt und dann auch das Mysterium um die Zwillinge. Einer der Zwillinge wird im Anschluss entführt und von den Fünf inklusive des Zwillingsbruders durch einen unterirdischen Gang befreit.
Fazit: Es gibt also im Verlauf der Geschichte ganz offensichtlich "Fünf Freunde von der Stange" mit den üblichen,
bereits hinlänglich erwähnten Eckpunkten, die man bei dieser Serie in zwei Kategorien einteilen kann: Wenn man nun meine Erinnerung von 1985 und meine Sichtweise von 2023 miteinander vermischt, erhalten wir hier gerade noch so 3 von 5 Punkten. |
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Appendix: |
Sollte eine Wiederveröffentlichung des Hörspiels erfolgen, so würde sich hier eine zeitgemäße Aktualisierung des Titels empfehlen, um auch die junge Käuferschaft zu erreichen. |