115 720.5
ein Fall für

Das leere Grab im Moor




Kommentar vom alten Wagner





»Ich glaub', ich hab' fünf
Mark gefunden!«

»Fünf Mark? Du spinnst
wohl.«

(Klößchen & Karl)




Tja, leider entpuppen sich die vermeintlichen 5 Mark dann schnell als ein Schlüsselanhänger mit einer Plakette ... Schade für Klößchen, sonst hätten ihm nur noch 1,95 DM gefehlt und er hätte sich dieses Kleinod der »TKKG«-Serie 1981 als LP kaufen können. Doch heben wir den Tonarm erneut hoch und setzen ihn auf den Anfang der LP. Was in den folgenden 41 Minuten vorm akustischen Auge des Zuhörers abläuft, lässt sich recht schnell zusammenfassen:

Ein Flugzeug - welches angeblich einen Goldschatz an Bord sein haben soll - stürzt über dem Soiner Moor ab und TKKG verbringen daraufhin mehrere Nachmittage beziehungsweise Nächte im Moor, um den Schatz zu finden und nebenbei noch einen Wilddieb zu fassen.

Was macht die Nr. 3 zu meiner absoluten Lieblingsfolge? Es ist wie immer eine Mischung aus mehreren Faktoren:


Die Atmosphäre:

Der sonnige Samstagnachmittag im Moor mit Ausflugslokal und viel Wald baut sich wirklich sehr schön vor dem Zuhörer auf. Die Atmosphäre wird im Moor nahezu perfekt eingefangen beziehungsweise dargestellt und mit skurrilen Menschen und Begegnungen sehr lebendig gestaltet. Man spürt förmlich den Waldboden unter den Füßen der Protagonisten und sieht die feuchten Tümpel mit allerlei Getier vor sich zwischen Bäumen und Grasflächen.

→ 1. Muck

Die auftretenden Personen:

Absurder und schöner geht es kaum! Wenn man sich die handelnden Personen vors geistige Auge ruft, möchte man meinen, dass eine Großpackung Baldrian allen gut täte, so aufgeregt wie jeder agiert. Der Kräutersammler Funke und seine Freundin Olga, Jagdaufseher Gröbl, der stadtbekannte Penner Stulla, Pilot Harry Smith und zu guter Letzt noch der Scheich Abu Yassir Khalun. Sie alle geben eine herrlich verschrobene "Rasselbande" ab, die man einfach mögen muss.

→ 2. Muck

Die Geschichte:

Wenn man sich auf die überzogene und klischeehafte Welt des Herrn Wolf einlässt, wird eine in sich schlüssige Handlung abgespielt, deren Verlauf und Ende zumindest beim ersten Durchlauf so nicht vorhersehbar sind und wirklich gut unterhalten, bis es am Ende dann zu einer Massenverhaftung der halben Sprecherliste kommt. Die Geschichte ist somit nachvollziehbar und schlüssig, was man gefühlten 95% der anderen »TKKG«-Geschichten über Folgennummer 19 kaum noch nachsagen kann. Außer natürlich man schwört auf Killerpflanzen, Ufos, und Ähnliches.

→ 3. Muck

Meine Kindheit:

Wer - wie ich - als Kind in nur 5 Minuten mit dem Fahrrad zu einem sehr großen Wald mit Moor, Ausflugslokal & Co. radeln konnte, wird nachvollziehen können, wieso ich diese Geschichte so mag. Es erscheint mir heute beinah so, als dass Herr Wolf den Klövensteen Wald und die Pony-Waldschänke gekannt haben muss, als er dieses Buch schrieb. Somit läuft (m)ein ganz eigener Film der dargestellten Szenen vor mir ab, wenn ich diese Platte auflege und ich kann dem einsetzenden Zwischenruf »Kindheitsbonus!« ein lautes und liebevolles »Aber sowas von!« entgegenrufen!

→ 4. Muck

Die Dialoge:

Nicht nur das eingangs erwähnte Zitat, sondern noch viele weitere - sei es gewollt oder ungewollt - komische Dialoge werden dem Zuhörer angeboten. Um nur einige Höhepunkte aufzuführen, muss zunächst die Eröffnungsszene mit Tarzan, Klößchen und den Kannibalen (!) genannt werden. Ferner das Auftauchen von Stulla und Gröbl (der bei seiner Lautstärke sicherlich noch nie ein Tier abseits eines Fotos gesehen hat) sowie der Abschluss auf dem Polizeirevier mit Scheich und Dolmetscher. Was stand da wohl im Skript für Herrn Efterle in seiner Rolle als Scheich? Raushören tue ich seit bald 40 Jahren immer:

Tarzan:

Salaam aleikum!

der Scheich:

Aye Bule an esbach rening.

der Polizeipräsident:

... nicht gelungen, ihn zu öffnen.

der Scheich:

Ja, an ash Körbuliz Albursir. Achnal Borusch, ja Hamelit.

Dann wird es etwas undeutlich, da der Dolmetscher sehr penetrant den interessanten Monolog mit seinem Kauderwelsch niederbrabbelt.

→ 5. Muck

Fazit: Wer dieses Hörspiel nicht kennt und auf dieser Internetseite gelandet ist, hat eine wirklich bemerkens- und beneidenswerte Wissenslücke zu schießen! Wie gerne würde ich dieses Hörspiel noch einmal "zum ersten Mal" hören können oder auch einfach wieder als 10-jährger an einem sonnigen Samstagnachmittag im Herbst mit einem Schulfreund zum Spielen in den Wald radeln ...





Bewertung:






Redaktioneller Hinweis:

Schubbi borum!