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Sollte dies etwa ein Alternativ-Cover zu den »Schauergeschichten« sein? |
Als das Hörspiel »Schauergeschichten« im Jahr 1969 erstmalig erschien, stellte es schon eine Besonderheit im EUROPA-Katalog dar, denn auch wenn einige Karl-May-Geschichten oder Abenteuerromane hier und da etwas derbere Stellen zu bieten hatten, so wurde mit den »Schauergeschichten« doch eine Grenze in Sachen Brutalität überschritten. Das erste Mal hatte man Gruselgeschichten auf dem Plattenteller, denn »Dracula - Jagd der Vampire« sollte erst ein Jahr später folgen. Als Poe-Liebhaber besorgte Konrad Halver die Skript-Fassung der beiden Geschichten »Der Untergang des Hauses Usher« und »Froschhüpfers Rache«. Das Ensemble des Jahres 1969 war jenes, mit welchem auch »Hui Buh das Schlossgespenst«, »Raumschiff UX3 antwortet nicht«, der »Old Surehand«-Zweiteiler, »Das Vermächtnis des Inka«, »Dornröschen«, »Klaus Störtebeker« und »Ivanhoe« entstanden - immer gut zu erkennen an der Mitwirkung Hans Clarins, Hellmut Langes oder Claus Wilckes. Allein für den langsam wahnsinnig werdenden Sir Roderick Usher holte Konrad Halver noch einmal seinen alten Freund Peter Folken vors Mikrophon, der sich mit dieser Rolle vom EUROPA-Label verabschiedete. Halver hatte den »Untergang des Hauses Usher« mit wenigen und wenn dann nur sehr unaufdringlichen Effekten eingespielt. Heute würde man eher "inszenierte Lesung" zu der Aufnahme sagen. Die »Froschhüpfer«-Geschichte geriet da schon etwas bewegter, was sich schon allein aus der beteiligten Personenzahl ergab. Die Produktion wurde nie auf anderen rückwärtigen LP-Covern beworben und war - aber das ist nur eine Vermutung - nicht wirklich populär, denn bis heute stellt sie eine der eher schwer erhältlicheren Schallplatten dar, sodass die seinerzeit verkaufte Menge nicht besonders hoch gewesen sein dürfte. Eine Wiedergeburt erlebten die beiden Schauergeschichten dann 1976 als MC-Fassung. Das einzige Problem war: Die LP-Seiten wiesen deutlich unterschiedlich lange Laufzeiten auf - bei einer Schallplatte kein Problem, bei einer MC eher lästig für den Hörer. Nun hätte man einfach den zeitlichen Mittelpunkt der Produktion ermitteln und hier den Seitenwechsel für die MC einbauen können. Allerdings hätte dieser mitten im Finale der Erzählung »Der Untergang des Hauses Usher« gelegen und der Geschichte sicherlich den Garaus gemacht. Wahrscheinlich war dies einer der Gründe, dass man sich für eine komplett neue Konvertierung entschied und jeder Geschichte eine MC-Seite widmete. Dies machte es aber notwendig, die deutlich längere erste Geschichte und die spürbar kürzere zweite Erzählung einander zeitlich anzugleichen. Zu überbrücken waren circa neun Minuten Spielzeitdifferenz, und es war klar, dass man allein durch Kürzung der »Usher«-Geschichte dieses Ziel nicht erreichen konnte. So blieb denn nichts anderes übrig, als neben den Kürzungen der längeren Erzählung die kürzere gleichzeitig zu strecken. Dies geschah dann auch und zwar vor allem durch neue Musik und Synthesizer-Effekte. Auch gab es eine zusätzliche, wenngleich kurze Rolle: ein Diener (Andreas Beurmann) wurde in der Erzählung »Froschhüpfers Rache« eingebaut. Ach ja: und beide Geschichten wurden jetzt durch eine Titelansage eingeleitet (die man sicherlich damals bereits aufgenommen und lediglich bei der LP-Version weggelassen hatte). Ein Wort noch zu der Cassettenausgabe an sich: Diese wurde zunächst in Kooperation mit der Zeitung BILD am Sonntag herausgebracht, was sich auf dem Etikett des MC-Gehäuses widerspiegelt. Der Einleger hingegen weist ebenfalls zwei Besonderheiten auf. Zum einen wurde - wohl wegen der besseren Lesbarkeit - der ursprünglich verschnörkelte Schriftzug »Schauergeschichten« mit einer besser erkennbaren Version überklebt. Zum anderen findet sich auf dem Cover ein Schreibfehler im zweiten Vornamen des Autors: Edgar Allen Poe. Entgegen anderen Konvertierungen eines zunächst als LP veröffentlichten Hörspiels dürfte es sich vorliegend bei der am stärksten bearbeiteten Neufassung auf MC handeln, weshalb im Folgenden die Unterschiede vorgestellt werden sollen Wie bei jedem Versionenvergleich stehen Genauigkeit und Übersichtlichkeit in einem ständigen Konkurrenzkampf zueinander, und so habe ich versucht, die Detailtreue nicht zu Lasten der Übersichtlichkeit zu opfern. Zusammenfassend kann man wohl sagen, dass die MC-Version, die man auf Grund des Erscheinungsjahres 1976 wohl Heikedine Körting zurechnen darf, durch eine fulminantere Ausstattung in den Geräuschen und der Musik besticht, jedoch manchmal das stille Grauen der originalen Halver-Fassung etwas zukleistert. So zum Beispiel, wenn im Hause Usher die Uhr schlägt: Ist dies bei Halver nur sehr leise zu hören, dröhnt bei Frau Körting die Uhr erschreckend laut. Dadurch aber wird gerade die Darstellung von Ushers Überempfindlichkeit konterkariert, die ihn selbst leise Töne nicht ertragen lässt. Welcher Version der Hörer schließlich den Vorzug gibt, mag jeder für sich entscheiden. So oder so bleiben die »Schauergeschichten« aus meiner Sicht jedoch ein Höhepunkt des EUROPA-Kataloges. |
![]() »Schauergeschichten« (LP E 278) |
braun = unverändert orange = bearbeitet rot = gestrichen grün = neu enthalten |
![]() »Schauergeschichten« (MC 4312) |
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Der Untergang des Hauses Usher![]() ![]() |
zum Vergleich |
Der Untergang des Hauses Usher![]() ![]() |
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(Im Folgenden Musik, Trompete nebst Begleitinstrumenten.) |
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An einem grauen, stummen Herbsttage, an dem die Wolken drückend und schwer fast bis zur Erde herabhingen, war ich lange Zeit durch eine eigentümlich trübe Gegend geritten. Endlich, als schon die Abendschatten sich niedersenkten, sah ich das Stammhaus der Familie Usher vor mir. Ich weiß nicht wie es kam, gleich beim ersten Anblick der Mauern befiel mich ein unerträglich dumpfes Gefühl. Ich betrachtete das einsame Gebäude in seiner eintönigen Umgebung: die kalten Mauern, die leeren, wie erloschene Augen starrenden Fenster, ein paar Büschel dürrer Binsen, die weißlich schimmernden Stämme verdorrter Bäume. Was mochte es sein, überlegte ich, ja, was mochte es sein, das mich beim Anblick des Hauses Usher so entnervend überwältigte? Diese bohrende Frage ließ mich mein Pferd an das steile Ufer eines finsteren, sumpfigen Teiches lenken, der in düsterer Reglosigkeit das Schloss umgab. Ich beugte mich vor, spähte ins Wasser und erblickte, von einem noch stärkeren Schauder geschüttelt, das auf den Kopf gestellte und verzerrte Spiegelbild der dürren Binsen, der gespenstischen Baumstümpfe und der leeren, wie erloschene Augen starrenden Fenster. Und dennoch wollte ich in diesem, nichts als Schwermut verbreitenden Hause einen Aufenthalt von mehreren Wochen nehmen. Der Besitzer des Schlosses, Roderick Usher, war in meiner Jugend einer meiner liebsten Freunde gewesen. Doch es waren viele Jahre vergangen, seit wir uns zum letzten Male gesehen. Da hatte ich kürzlich, bei meinem Aufenthalt in einem abgelegenen Teil des Landes, einen Brief von ihm bekommen, in dem er mich mit folgenden Worten um meine Anwesenheit bat: |
Edgar Allan Poe |
Der Untergang des Hauses Usher An einem grauen, stummen Herbsttage, an dem die Wolken drückend und schwer fast bis zur Erde herabhingen, war ich lange Zeit durch eine eigentümlich trübe Gegend geritten. Endlich, als schon die Abendschatten sich niedersenkten, sah ich das Stammhaus der Familie Usher vor mir. Ich weiß nicht wie es kam, gleich beim ersten Anblick der Mauern befiel mich ein unerträglich dumpfes Gefühl. Ich betrachtete das einsame Gebäude in seiner eintönigen Umgebung: die kalten Mauern, die leeren, wie erloschene Augen starrenden Fenster, ein paar Büschel dürrer Binsen, die weißlich schimmernden Stämme verdorrter Bäume. Was mochte es sein, überlegte ich, ja, was mochte es sein, das mich beim Anblick des Hauses Usher so entnervend überwältigte? Diese bohrende Frage ließ mich mein Pferd an das steile Ufer eines finsteren, sumpfigen Teiches lenken, der in düsterer Reglosigkeit das Schloss umgab. Ich beugte mich vor, spähte ins Wasser und erblickte, von einem noch stärkeren Schauder geschüttelt, das auf den Kopf gestellte und verzerrte Spiegelbild der dürren Binsen, der gespenstischen Baumstümpfe und der leeren, wie erloschene Augen starrenden Fenster. Und dennoch wollte ich in diesem, nichts als Schwermut verbreitenden Hause einen Aufenthalt von mehreren Wochen nehmen. Der Besitzer des Schlosses, Roderick Usher, war in meiner Jugend einer meiner liebsten Freunde gewesen. Doch es waren viele Jahre vergangen, seit wir uns zum letzten Male gesehen. Da hatte ich kürzlich, bei meinem Aufenthalt in einem abgelegenen Teil des Landes, einen Brief von ihm bekommen, in dem er mich mit folgenden Worten um meine Anwesenheit bat: |
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(Während des Brieftextes sirrende Musik.) |
(Während des Brieftextes sirrende Musik, Hall auf der Stimme.) |
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»Lieber Freund, sicher wirst du dich wundern nach so vielen Jahren des Schweigens plötzlich ein Lebenszeichen von mir zu
erhalten. Lebenszeichen ...? Ach, das Wort allein ist schon zu hoch gewählt, denn wie könnte ich behaupten, das Leben,
das ich führe, sei noch Leben zu nennen? Not leide ich nicht, nein, aber ... nun, ich glaube, dir meine augenblickliche
Verfassung brieflich zu schildern, wäre ein zum Scheitern verurteilter Versuch. Darum und bei unserer Jugend
Freundschaft bitte ich dich: Komm, sobald deine Geschäfte es erlauben, zu mir auf mein Schloss. Vielleicht gelingt es
dir, mir Erleichterung zu bringen. Dein Roderick Usher. Ich flehe dich an: Komm bald!« |
Sir Roderick Usher |
»Lieber Freund, sicher wirst du dich wundern nach so vielen Jahren des Schweigens plötzlich ein Lebenszeichen von mir zu
erhalten. Lebenszeichen ...? Ach, das Wort allein ist schon zu hoch gewählt, denn wie könnte ich behaupten, das Leben,
das ich führe, sei noch Leben zu nennen? Not leide ich nicht, nein, aber ... nun, ich
glaube, dir meine augenblickliche Verfassung brieflich zu schildern, wäre ein zum Scheitern verurteilter Versuch. Darum
und bei unserer Jugend Freundschaft bitte ich dich: Komm, sobald deine Geschäfte es erlauben, zu mir auf mein
Schloss. Vielleicht gelingt es dir, mir Erleichterung zu bringen. Dein Roderick Usher. Ich flehe dich an: Komm
bald!« |
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(Spinettakkord, rauschender Wind, dann sirrende Musik.) |
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Edgar Allan Poe |
Ich betrachtete das einsame Gebäude in seiner eintönigen Umgebung. Gleich beim ersten Anblick der Mauern befiel mich
ein unerträglich dumpfes Gefühl. Was mochte es sein, das mich beim Anblick des Hauses Usher so entnervend
überwältigte? |
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Der Brief hatte mein bis dahin so geruhiges Leben wie ein Donnerschlag getroffen und mich tief erschüttert. Zwar wusste
ich recht wenig über meinen Freund, obwohl wir in der Jugend geradezu vertraute Kameraden gewesen waren. Er hatte mir
gegenüber von seinen persönlichen Angelegenheiten immer nur mit großer Zurückhaltung gesprochen. Eins aber stand für
mich fest: Ich musste seiner Aufforderung unverzüglich Folge leisten, um ihm nach Kräften in seiner so geheimnisvoll
furchtbaren Lage beizustehen. Eine der wenigen mir geläufigen Tatsachen war, dass seine sehr alte Familie seit
undenklichen Zeiten wegen einer sonderbaren Reizbarkeit des Temperaments bekannt war. Außerdem wusste ich von dem
merkwürdigen Umstand, dass der Stammbaum der Familie Usher niemals eine ausdauernde Seitenlinie abgezweigt hatte, dass
also die ganze Familie ihre Abstammung in direkter Linie herleiten konnte. Eine Folge dieser immer gleichbleibenden
Übertragung des Erbes vom Vater auf den Sohn war zweifelsohne der Umstand, dass Name und Besitztum der Familie so
miteinander verschmolzen waren, dass der ursprüngliche Name des Besitztums in die seltsame und doppeldeutige Benennung
»Das Haus Usher« übergegangen war, mit der die Bauern der Umgebung sowohl die Familie als auch das Stammschloss
bezeichneten, vor dem ich jetzt stand. |
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Der Brief hatte mein bis dahin so geruhiges Leben wie ein Donnerschlag getroffen und mich
tief erschüttert. Zwar wusste ich recht wenig über meinen Freund, obwohl wir in der Jugend geradezu vertraute Kameraden
gewesen waren. Er hatte mir gegenüber von seinen persönlichen Angelegenheiten immer nur mit großer Zurückhaltung
gesprochen. Eins aber stand für mich fest: Ich musste seiner Aufforderung unverzüglich Folge leisten, um ihm nach
Kräften in seiner so geheimnisvoll furchtbaren Lage beizustehen. Eine der wenigen mir geläufigen Tatsachen war, dass
seine sehr alte Familie seit undenklichen Zeiten wegen einer sonderbaren Reizbarkeit des Temperaments bekannt war.
Außerdem wusste ich von dem merkwürdigen Umstand, dass der Stammbaum der Familie Usher niemals eine ausdauernde
Seitenlinie abgezweigt hatte, dass also die ganze Familie ihre Abstammung in direkter Linie herleiten konnte. Eine Folge
dieser immer gleichbleibenden Übertragung des Erbes vom Vater auf den Sohn war zweifelsohne der Umstand, dass Name und
Besitztum der Familie so miteinander verschmolzen waren, dass der ursprüngliche Name des Besitztums in die seltsame und
doppeldeutige Benennung »Das Haus Usher« übergegangen war, mit der die Bauern der Umgebung sowohl die Familie als auch
das Stammschloss bezeichneten, vor dem ich jetzt stand. |
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(Spinettakkord.) |
(Spinettakkord.) |
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Ich betrachtete eingehend das Äußere des Gebäudes. Auf den ersten Blick war zu erkennen, dass es ein außerordentliches
Alter besaß. Die Fassade erinnerte mich stark an reiche Holztäfelung, die lange Zeit, von keinem äußeren Lufthauch
berührt, in einem verlassenen Gewölbe gelegen und ihr stattliches Aussehen bewahrt hat. Außer den leichten Anzeichen von
Verwitterung bot das Schloss nirgendwo Spuren von Baufälligkeit. Vielleicht jedoch wäre einem scharf prüfenden Blick ein
kaum bemerkbarer Riss aufgefallen, der an der Vorderseite des Gebäudes vom Dach im Zickzack die Mauer durchlief, bis er
sich im trüben Wasser des Teiches verlor. |
Ich betrachtete eingehend das Äußere des Gebäudes. Auf den ersten Blick war zu erkennen, dass
es ein außerordentliches Alter besaß. Die Fassade erinnerte mich stark an reiche Holztäfelung, die lange Zeit, von
keinem äußeren Lufthauch berührt, in einem verlassenen Gewölbe gelegen und ihr stattliches Aussehen bewahrt hat.
Außer den leichten Anzeichen von Verwitterung bot das Schloss nirgendwo Spuren von Baufälligkeit. Vielleicht jedoch wäre
einem scharf prüfenden Blick ein kaum bemerkbarer Riss aufgefallen, der an der Vorderseite des Gebäudes vom Dach im
Zickzack die Mauer durchlief, bis er sich im trüben Wasser des Teiches verlor. |
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(Hufgetrappel.) |
(Hufgetrappel.) |
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Während ich noch diese Einzelheiten betrachtete, ritt ich auf einem kurzen Dammweg hinauf zum Haus. Ein Diener, der auf
mich zu warten schien, nahm mein Pferd, und ich selbst trat unter den gotisch gewölbten Bogen der Halle. Sofort wurde
ich hier von einem Kammerdiener in Empfang genommen. |
Während ich noch diese Einzelheiten betrachtete, ritt ich auf einem kurzen Dammweg hinauf zum Haus. Ein Diener, der auf
mich zu warten schien, nahm mein Pferd, und ich selbst trat unter den gotisch gewölbten Bogen der Halle. Sofort wurde ich hier von einem Kammerdiener in Empfang genommen. |
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Mr. Poe? |
der Diener |
Mr. Poe? |
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Der bin ich. |
Edgar Allan Poe |
Der bin ich. |
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Sie werden von seiner Lordschaft erwartet, Sir. Gestatten Sie, dass ich Sie zu ihm führe. |
der Diener |
Sie werden von seiner Lordschaft erwartet, Sir. Gestatten Sie, dass ich Sie zu ihm führe. |
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(Schritte.) |
(Schritte. Die sirrende Musik wird lauter, ein Käuzchenruf.) |
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Durch dunkle und gewundene Gänge ging der schweigsame Lakai mir voran. |
Edgar Allan Poe |
Durch dunkle und gewundene Gänge ging der schweigsame Lakai mir voran. |
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(Schritte.) |
(Schritte.) |
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Endlich verlangsamte er seine Schritte und machte vor einer Türe halt. |
Endlich verlangsamte er seine Schritte und machte vor einer Türe halt. |
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Das Arbeitszimmer seiner Lordschaft! |
der Diener |
Das Arbeitszimmer seiner Lordschaft! |
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(Die Tür wird geöffnet.) |
(Die Tür wird quietschend geöffnet.) |
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Erleichtert trat ich ein, denn der Weg durch die düsteren Gänge hatte schon wieder dazu beigetragen, jenes unbestimmte
Gefühl des Grauens in mir zu verstärken. Der Raum, in dem ich mich nun befand, war sehr groß und hoch. Durch die
vergitterten Scheiben der gotischen Spitzbogenfenster drang ein schwacher, rötlicher Schimmer, gerade hinreichend,
die hervortretenden Gegenstände des Zimmers einigermaßen erkennbar zu machen. Die Wände waren mit dunklen Teppichen
bekleidet. Die Einrichtung schien im Allgemeinen reich, doch nicht behaglich, sie war altmodisch und an vielen Stellen
schadhaft. Einige Bücher und Musikinstrumente lagen zerstreut umher, ohne jedoch die unheimliche Öde des Gemachs zu
beleben. Ich fühlte, dass ich eine Luft einatmete, die gramgeschwängert war. Ein Hauch düsterer, kalter, nicht zu
bannender Schwermut lastete hier auf allem. |
Edgar Allan Poe |
Erleichtert trat ich ein, denn der Weg durch die düsteren Gänge hatte schon wieder dazu beigetragen, jenes unbestimmte
Gefühl des Grauens in mir zu verstärken. Der Raum, in dem ich mich nun befand, war sehr groß
und hoch. Durch die vergitterten Scheiben der gotischen Spitzbogenfenster drang ein schwacher, rötlicher Schimmer,
gerade hinreichend, die hervortretenden Gegenstände des Zimmers einigermaßen erkennbar zu machen. Die Wände waren mit
dunklen Teppichen bekleidet. Die Einrichtung schien im Allgemeinen reich, doch nicht behaglich, sie war altmodisch und
an vielen Stellen schadhaft. Einige Bücher und Musikinstrumente lagen zerstreut umher, ohne jedoch die unheimliche Öde
des Gemachs zu beleben. Ich fühlte, dass ich eine Luft einatmete, die gramgeschwängert war. Ein Hauch düsterer, kalter, nicht zu bannender Schwermut lastete hier auf allem. |
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(Im Folgenden das Pendel einer Uhr.) |
(Abschließender Synthesizereffekt, im Folgenden das Pendel einer Uhr.) |
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Schau dich nur um. Ich hoffe, es gefällt dir bei mir. |
Sir Roderick Usher |
Schau dich nur um. Ich hoffe, es gefällt dir bei mir. |
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Fast fuhr ich zurück. Aus dem Halbdunkel hatte sich ein Schatten gelöst und kam mir langsam entgegen. Es war Sir
Roderick Usher. Aber ... mein Gott, noch nie hatte sich ein Mensch in so kurzer Zeit so furchtbar verändert wie er. Nur
mühsam wollte es mir gelingen, in dieser gespenstischen Gestalt da vor mir den Gefährten meiner Jugend wiederzuerkennen.
All die charakteristischen Einzelheiten seiner Züge: große, leuchtende Augen, schmale, schön geschwungene Lippen, die
Nase von edelstem Schnitt, das schön gebildete Kinn, sein seidenweiches Haar und die breit ausladenden Schläfen, all
diese Einzelheiten waren nun auf einmal derart verschärft hervorgetreten, dass ich fast zweifelte, ob er es wirklich war.
Am meisten war ich erschreckt über die gespenstische Blässe seines Gesichts und das schon unnatürliche Glänzen seiner
Augen. Das seidige Haar hatte er ungewöhnlich lang wachsen lassen. Wie seltsames Spinngewebe umrahmte es sein Gesicht
und vergebens bemühte ich mich, dies verschlungene Arabeskengebilde nur für einfaches Menschenhaar zu halten. |
Edgar Allan Poe |
Fast fuhr ich zurück. Aus dem Halbdunkel hatte sich ein Schatten gelöst und kam mir langsam
entgegen. Es war Sir Roderick Usher. Aber ... mein Gott, noch nie hatte sich ein Mensch in so kurzer Zeit so furchtbar
verändert wie er. Nur mühsam wollte es mir gelingen, in dieser gespenstischen Gestalt da vor mir den Gefährten meiner
Jugend wiederzuerkennen. All die charakteristischen Einzelheiten seiner Züge: große, leuchtende Augen, schmale, schön
geschwungene Lippen, die Nase von edelstem Schnitt, das schön gebildete Kinn, sein seidenweiches Haar und die breit
ausladenden Schläfen, all diese Einzelheiten waren nun auf einmal derart verschärft hervorgetreten, dass ich fast
zweifelte, ob er es wirklich war. Am meisten war ich erschreckt über die gespenstische Blässe seines Gesichts und das
schon unnatürliche Glänzen seiner Augen. Das seidige Haar hatte er ungewöhnlich lang wachsen lassen. Wie seltsames
Spinngewebe umrahmte es sein Gesicht und vergebens bemühte ich mich, dies verschlungene Arabeskengebilde nur für
einfaches Menschenhaar zu halten. |
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Mein allerliebster Freund! Ich bin überglücklich, dass du gekommen bist. Setz' dich doch. Ich muss dir natürlich gleich
... bitte starre mich nicht an, als wäre ich ein Gespenst. Hm, Gespenst!? Ja, was unterscheidet Roderick Usher noch von
einem Gespenst? Das wirst du dich sicher fragen, wenn ... |
Sir Roderick Usher |
Mein allerliebster Freund! Ich bin überglücklich, dass du gekommen bist. Setz' dich doch. Ich
muss dir natürlich gleich ... bitte starre mich nicht an, als wäre ich ein Gespenst. Hm, Gespenst!? Ja, was unterscheidet
Roderick Usher noch von einem Gespenst? Das wirst du dich sicher fragen, wenn ... |
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(Synthesizereffekt.) |
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Edgar Allan Poe |
Fast fuhr ich zurück. Aus dem Halbdunkel hatte sich ein Schatten gelöst und kam mir langsam
entgegen. Es war Sir Roderick Usher. Aber ... mein Gott, noch nie hatte sich ein Mensch in so kurzer Zeit so furchtbar
verändert wie er. Nur mühsam wollte es mir gelingen, in dieser gespenstischen Gestalt da vor mir den Gefährten meiner
Jugend wiederzuerkennen. |
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Sir Roderick Usher |
Bitte starre mich nicht an, als wäre ich ein Gespenst. Hm, Gespenst!? Ja, was unterscheidet
Roderick Usher noch von einem Gespenst? Das wirst du dich sicher fragen, wenn ... |
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Aber nein, ich freue mich, dich ... |
Edgar Allan Poe |
Aber nein, ich freue mich, dich ... |
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Was? Soll ich das glauben? Ha! Ach, verzeih meine Unleidlichkeit. Du ... du musst nämlich wissen, dass mir ... oh ...
nein, nein, nein, nein, nein ... |
Sir Roderick Usher |
Was? Soll ich das glauben? Ha! Ach, verzeih meine Unleidlichkeit. Du ... du musst nämlich wissen, dass mir ... oh ...
nein, nein, nein, nein, nein ... |
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(Schritte.) |
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Ahhhhh ... |
Ahhhhh ... |
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Was ist? Kann ich dir ... |
Edgar Allan Poe |
Was ist? Kann ich dir ... |
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Schon vorbei, Freund, schon vorbei. Es war nur ein Schauder, der mich jetzt immer häufiger ... setz dich
endlich! |
Sir Roderick Usher |
Schon vorbei, Freund, schon vorbei. Es war nur ein Schauder, der mich jetzt immer häufiger ... setz dich
endlich! |
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(Schritte.) |
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Verzeih, ich ... ich ... ich leide unter nervöser Angegriffenheit. Hoffentlich geht sie bald wieder vorüber. Weißt du,
Lieber, was mir das Leben so unerträglich macht, ist die krankhafte Verschärfung aller meiner Sinne ... ja, die
Verschärfung meiner Sinne. Nur ungewürzte, fade Speisen sind mir erträglich, als Kleidung kann ich nur ganz bestimmte
Stoffe tragen, jeder Blumenduft ist mir zuwider und Licht ... selbst das schwächste quält meine Augen. |
Verzeih, ich ... ich ... ich leide unter nervöser Angegriffenheit. Hoffentlich geht sie bald wieder vorüber. Weißt du,
Lieber, was mir das Leben so unerträglich macht, ist die krankhafte Verschärfung aller meiner Sinne ... ja, die
Verschärfung meiner Sinne. Nur ungewürzte, fade Speisen sind mir erträglich, als Kleidung kann ich nur ganz bestimmte
Stoffe tragen, jeder Blumenduft ist mir zuwider und Licht ... selbst das schwächste quält meine Augen. |
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(Die Standuhr schlägt dunkel.) |
(Die Standuhr schlägt laut und dröhnend.) |
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Ach, aaaaach! Diese Töne! Diener! |
Ach, aaaaach! Diese Töne! Diener! |
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(Die Tür wird geöffnet.) |
(Die Tür wird quietschend geöffnet.) |
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Eure Lordschaft befehlen? |
der Diener |
Eure Lordschaft befehlen? |
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Habe ich dir grausamen Schafskopf nicht befohlen, die Uhr abzustellen, auseinanderzunehmen oder von mir aus zu
zerstören? |
Sir Roderick Usher |
Habe ich dir grausamen Schafskopf nicht befohlen, die Uhr abzustellen, auseinanderzunehmen oder von mir aus zu
zerstören? |
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Sehr wohl, Eure Lordschaft. |
der Diener |
Sehr wohl, Eure Lordschaft. |
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Sehr wohl, sehr wohl! Du weißt genau, dass die Schläge der Uhr mich wahnsinnig machen, mit Entsetzen erfüllen
... |
Sir Roderick Usher |
Sehr wohl, sehr wohl! Du weißt genau, dass die Schläge der Uhr mich wahnsinnig machen, mit Entsetzen erfüllen
... |
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(Die Uhr schlägt erneut laut und dröhnend.) |
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... oh, aufhören! Aufhören, ich kann's nicht mehr ertragen, ich werde sie ... |
... oh, aufhören! Aufhören, ich kann's nicht mehr ertragen, ich werde sie ... |
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(Usher zerstört die Uhr.) |
(Usher zerstört die Uhr. Schritte.) |
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So, da! ... Da! So, da! |
So, da! ... Da! So, da! |
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(Die Uhr stürzt krachend auf den Boden.) |
(Usher zerstört die Uhr. Die Uhr stürzt krachend auf den Boden.) |
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Endlich Ruhe! Lass uns allein. |
Endlich Ruhe! Lass uns allein. |
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Sehr wohl, Eure Lordschaft. |
der Diener |
Sehr wohl, Eure Lordschaft. |
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(Schritte, dann wird die Tür geschlossen.) |
(Schritte, dann wird die Tür quietschend geschlossen.) |
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Oh, furchtbar! Siehst du, lieber Freund, ich kann keinerlei Tonklänge mehr anhören, ohne von Schmerz, von Schreck und
Grauen gepeinigt zu werden. Nur Musik von Saiteninstrumenten ist mir erträglich geblieben. Ach, ich werde sterben an
dieser beklagenswerten Torheit. So und nicht anders werde ich untergehen. Ich fürchte keineswegs irgendeine Gefahr,
sondern nur ihre unvermeidliche Folge: den Schrecken. |
Sir Roderick Usher |
Oh, furchtbar! Siehst du, lieber Freund, ich kann keinerlei Tonklänge mehr anhören, ohne von
Schmerz, von Schreck und Grauen gepeinigt zu werden. Nur Musik von Saiteninstrumenten ist mir erträglich geblieben.
Ach, ich werde sterben an dieser beklagenswerten Torheit. So und nicht anders werde ich untergehen. Ich fürchte
keineswegs irgendeine Gefahr, sondern nur ihre unvermeidliche Folge: den Schrecken. |
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Roderick! |
Edgar Allan Poe |
Roderick! |
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Ich weiß, was du sagen willst, aber ich sage dir: Ich fühle deutlich, dass in diesem entnervten, grauenvollen Zustand
früher oder später die Zeit kommen wird, wo ich Vernunft und Leben verlieren werde ... |
Sir Roderick Usher |
Ich weiß, was du sagen willst, aber ich sage dir: Ich fühle deutlich, dass in diesem entnervten, grauenvollen Zustand
früher oder später die Zeit kommen wird, wo ich Vernunft und Leben verlieren werde ... |
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Aber vielleicht ... |
Edgar Allan Poe |
Aber vielleicht ... |
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... verlieren im Kampf mit dem grässlichen Hirngespinst Furcht. Oh ... |
Sir Roderick Usher |
... verlieren im Kampf mit dem grässlichen Hirngespinst Furcht. Oh ... |
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Vielleicht, mein Guter, wäre es das Beste für dich, dieses Haus eine Zeitlang zu verlassen. |
Edgar Allan Poe |
Vielleicht, mein Guter, wäre es das Beste für dich, dieses Haus eine Zeitlang zu verlassen. |
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Wie? |
Sir Roderick Usher |
Wie? |
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Ja. Ich sehe nämlich wohl, dass seine ganze Atmosphäre in der Tat etwas Furchteinflößendes hat. |
Edgar Allan Poe |
Ja. Ich sehe nämlich wohl, dass seine ganze Atmosphäre in der Tat etwas Furchteinflößendes hat. |
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Nein! Nein, nur das nicht. Es ist mein Schicksal, dieses Haus nicht mehr zu verlassen. Und daran wirst du mich nicht
hindern, du bestimmt nicht. Ach, verzeih mir, ich ... Du musst verstehen: Ein Usher darf das Haus seiner Väter nicht im
Stich lassen, ein Jahrhunderte altes Gesetz. |
Sir Roderick Usher |
Nein! Nein, nur das nicht. Es ist mein Schicksal, dieses Haus nicht mehr zu verlassen. Und daran wirst du mich nicht
hindern, du bestimmt nicht. Ach, verzeih mir, ich ... Du musst verstehen: Ein Usher darf das Haus seiner Väter nicht im
Stich lassen, ein Jahrhunderte altes Gesetz. |
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Aber wenn die Einhaltung dieses Gesetzes so sehr dein Wohlbefinden belastet, so müsste ... |
Edgar Allan Poe |
Aber wenn die Einhaltung dieses Gesetzes so sehr dein Wohlbefinden belastet, so müsste
... |
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Ach, es ist nicht nur das Haus, mein Lieber. Was mich viel mehr belastet, ist - quälend, allein daran zu denken - die
schwere lange Krankheit meiner geliebten Schwester. Sie, die einzig noch verbliebene Verwandte auf Erden und einzige
Gefährtin langer Jahre, sie geht unaufhaltsam der Auflösung, dem Tod entgegen. |
Sir Roderick Usher |
Ach, es ist nicht nur das Haus, mein Lieber. Was mich viel mehr belastet, ist - quälend,
allein daran zu denken - die schwere lange Krankheit meiner geliebten Schwester. Sie, die einzig noch verbliebene
Verwandte auf Erden und einzige Gefährtin langer Jahre, sie geht unaufhaltsam der Auflösung, dem Tod entgegen. |
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(Die Tür wird quietschend geöffnet.) |
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Horch, da kommt sie. |
Horch, da kommt sie. |
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(Die Tür wird geöffnet. Wenige leise Schritte, dann wird die Tür wieder geschlossen.) |
(Die Tür wird geöffnet. Laute Schritte, dann wird
die Tür wieder geschlossen.) |
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Ohne meine Anwesenheit beachtet zu haben, hatte Lady Magdalene, so hieß seine Schwester, wie ein Gespenst den Raum
durchschritten und uns dann wortlos wieder allein gelassen. Der Schauder, der mich überflog, sollte mich von nun an
nicht mehr verlassen. |
Edgar Allan Poe |
Ohne meine Anwesenheit beachtet zu haben, hatte Lady Magdalene, so hieß seine Schwester, wie ein Gespenst den Raum
durchschritten und uns dann wortlos wieder allein gelassen. Der Schauder, der mich überflog, sollte mich von nun an
nicht mehr verlassen. |
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(Spinettakkorde.) |
(Spinettakkorde.) |
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Die sonderbare Krankheit der Lady Magdalene, die der Kunst der Ärzte so lange Zeit Rätsel aufgegeben hatte, sollte wenig
später ihr Ende finden. Nachdem mein Gastgeber und ich noch bis in den späten Abend eine mehr als schleppende
Unterhaltung geführt hatten, bei der Usher seinen Blick immer und immer wieder wie gehetzt in Richtung auf die Gemächer
seiner Schwester hatte schweifen lassen, war ich schließlich auf das mir angewiesene Zimmer am Ende des einen
Schlossflügels gegangen und hatte mich zur Ruhe begeben. Schlaf jedoch konnte ich nicht finden. Zu sehr waren meine
Gedanken mit der sonderbaren Gemütsverfassung Roderick Ushers beschäftigt. Da, es mochte kurz nach Mitternacht sein,
hörte ich plötzlich hastige Schritte sich meiner Tür nähern. |
Die sonderbare Krankheit der Lady Magdalene, die der Kunst der Ärzte so lange Zeit Rätsel
aufgegeben hatte, sollte wenig später ihr Ende finden. Nachdem mein Gastgeber und ich noch bis in den späten
Abend eine mehr als schleppende Unterhaltung geführt hatten, bei der Usher seinen Blick
immer und immer wieder wie gehetzt in Richtung auf die Gemächer seiner Schwester hatte schweifen lassen, war ich
schließlich auf das mir angewiesene Zimmer am Ende des einen Schlossflügels gegangen und hatte mich zur Ruhe begeben.
Schlaf jedoch konnte ich nicht finden. Zu sehr waren meine Gedanken mit der sonderbaren
Gemütsverfassung Roderick Ushers beschäftigt. Da, es mochte kurz nach Mitternacht sein, hörte ich plötzlich
hastige Schritte sich meiner Tür nähern. |
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(Schritte.) |
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Ich fuhr hoch. |
Ich fuhr hoch. |
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(Schritte.) |
(Schritte. Poltern. Die Tür öffnet sich.) |
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Dann wurde die Tür aufgerissen, ... |
Dann wurde die Tür aufgerissen, ... |
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(Die Tür öffnet sich.) |
(Die Tür öffnet sich.) |
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... und er stand vor mir: Roderick Usher, schreckensbleich und am ganzen Körper zitternd. |
... und er stand vor mir: Roderick Usher, schreckensbleich und am ganzen Körper
zitternd. |
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Es wird geschehen. |
Sir Roderick Usher |
Es wird geschehen. |
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Was? Lady Magdalene? Sie ... |
Edgar Allan Poe |
Was? Lady Magdalene? Sie ... |
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Ja, es geht mit ihr zu Ende. Und das Schicksal muss seinen Lauf nehmen. |
Sir Roderick Usher |
Ja, es geht mit ihr zu Ende. Und das Schicksal muss seinen Lauf nehmen. |
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(Spinettakkorde.) |
(Spinettakkorde.) |
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So erfuhr ich, dass der flüchtige Anblick, den ich von Ushers Schwester gehabt hatte, wohl auch der letzte bleiben werde,
dass ich Lady Magdalene, wenigstens lebend, nicht mehr erblicken würde. |
Edgar Allan Poe |
So erfuhr ich, dass der flüchtige Anblick, den ich von Ushers Schwester gehabt hatte, wohl
auch der letzte bleiben werde, dass ich Lady Magdalene, wenigstens lebend, nicht mehr erblicken würde. |
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(Im Folgenden Synthesizer-Musik.) |
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In den folgenden Tagen wurde ihr Name weder von Usher noch von mir erwähnt. Ich war sehr bemüht, meinen Freund seiner
Schwermut zu entreißen. Wir malten und lasen zusammen oder ich lauschte wie im Traum seinen seltsamen Fantasien auf der
Gitarre. Einmal zeigte Usher mir ein sonderbares Gemälde, das er in einer schlaflosen Nacht geschaffen hatte. |
In den folgenden Tagen wurde ihr Name weder von Usher noch von mir erwähnt. Ich war sehr bemüht, meinen Freund seiner
Schwermut zu entreißen. Wir malten und lasen zusammen oder ich lauschte wie im Traum seinen
seltsamen Fantasien auf der Gitarre. Einmal zeigte Usher mir ein sonderbares Gemälde, das er in einer schlaflosen
Nacht geschaffen hatte. |
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Hier, schau. |
Sir Roderick Usher |
Hier, schau. |
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(Ein schabendes Geräusch.) |
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Das Bild ist einem Alptraum nachgemalt, der sich fortwährend und immer öfter des nachts bei mir einstellt. |
Das Bild ist einem Alptraum nachgemalt, der sich fortwährend und immer öfter des nachts bei mir einstellt. |
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Die Zeichnung zeigte das Innere eines unendlich langen, rechtwinkligen Gewölbes oder Tunnels mit niedrigem, glattem,
weißem Mauerwerk, das sich endlos hinzog. Durch gewisse Einzelheiten im Bild wurde angedeutet, dass dieses Gewölbe sehr
tief unter der Erde lag. Nirgendwo war eine Öffnung zu erblicken. Weder eine Fackel noch sonst eine andere Lichtquelle
beleuchtete den Raum. Dennoch durchgleißte das Ganze ein Meer greller Strahlen und erfüllte alles mit übernatürlicher,
geradezu gespenstischer Helligkeit. |
Edgar Allan Poe |
Die Zeichnung zeigte das Innere eines unendlich langen, rechtwinkligen Gewölbes oder Tunnels
mit niedrigem, glattem, weißem Mauerwerk, das sich endlos hinzog. Durch gewisse Einzelheiten im Bild wurde angedeutet,
dass dieses Gewölbe sehr tief unter der Erde lag. Nirgendwo war eine Öffnung zu erblicken. Weder eine Fackel noch sonst
eine andere Lichtquelle beleuchtete den Raum. Dennoch durchgleißte das Ganze ein Meer greller Strahlen und erfüllte
alles mit übernatürlicher, geradezu gespenstischer Helligkeit. |
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Nun, du empfindest Furcht, nicht wahr? Ja, es kann nicht anders sein, denn ... |
Sir Roderick Usher |
Nun, du empfindest Furcht, nicht wahr? Ja, es kann nicht anders sein, denn ... |
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(Es klopft.) |
(Es klopft drängend.) |
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Nicht so laut! Ja! |
Nicht so laut! Ja! |
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(Die Tür wird geöffnet. Schritte.) |
(Die Tür wird quietschend geöffnet. Schritte.) |
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Sir, verzeihen Sie. Alle Vorbereitungen sind getroffen. |
der Diener |
Sir, verzeihen Sie. Alle Vorbereitungen sind getroffen. |
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Es ist gut. Danke, du kannst gehen. Sag den anderen Bescheid. |
Sir Roderick Usher |
Es ist gut. Danke, du kannst gehen. Sag den anderen Bescheid. |
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(Schritte.) |
(Schritte. Die Tür wird geschlossen.) |
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Der Diener hatte sich entfernt. |
Edgar Allan Poe |
Der Diener hatte sich entfernt. |
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(Die Tür wird geschlossen.) |
(Die Tür wird geschlossen.) |
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Da fuhr sich Usher wild durch die Haare. |
Da fuhr sich Usher wild durch die Haare. |
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Ach, ich kann's noch nicht glauben. Was tu ich ohne sie? Oh Gott! Muss es so kommen, wie ich es weiß? Du, sag doch etwas!
So frag mich doch! |
Sir Roderick Usher |
Ach, ich kann's noch nicht glauben. Was tu ich ohne sie? Oh Gott! Muss es so kommen, wie ich
es weiß? Du, sag doch etwas! So frag mich doch! |
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Ja, ich ... Du ... du sprichst von Lady Magdalene? Ist sie ... ist sie jetzt ... |
Edgar Allan Poe |
Ja, ich ... Du ... du sprichst von Lady Magdalene? Ist
sie ... ist sie jetzt ... |
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Ach ... |
Sir Roderick Usher |
Ach ... |
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Usher, was ist mit dir? Antworte! |
Edgar Allan Poe |
Usher, was ist mit dir? Antworte! |
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Ach ... ach ... ach ... Natürlich ist sie tot, was hast du erwartet? Wir werden sie begraben. Wirst du mir behilflich
sein? |
Sir Roderick Usher |
Ach ... ach ... ach ... Natürlich ist sie tot, was hast du erwartet? Wir werden sie
begraben. Wirst du mir behilflich sein? |
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Ich ... äh ... |
Edgar Allan Poe |
Ich ... äh ... |
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Natürlich wirst du. Nichts, nichts sollst du versäumen. Komm! |
Sir Roderick Usher |
Natürlich wirst du. Nichts, nichts sollst du versäumen. Komm! |
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(Spinettakkorde.) |
(Spinettakkorde.) |
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Wenig später schritten wir über lange Korridore und Treppen hinter dem Sarg der Magdalene Usher her. |
Edgar Allan Poe |
Wenig später schritten wir über lange Korridore und Treppen hinter dem Sarg der Magdalene Usher her. |
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(Im Folgenden Schritte.) |
(Im Folgenden Schritte.) |
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Sechs schwarz vermummte Diener zogen die einstige Herrin auf ihrem letzten Wege. Wortlos stiegen wir, über unendlich
viele Stufen und Treppen, immer tiefer und tiefer, als Usher unvermittelt das Schweigen brach: |
Sechs schwarz vermummte Diener zogen die einstige Herrin auf ihrem letzten Wege. Wortlos stiegen wir, über unendlich
viele Stufen und Treppen, immer tiefer und tiefer, als Usher unvermittelt das Schweigen brach: |
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(Im folgenden zunächst Hall auf Ushers Stimme.) |
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Du wirst dich fragen, warum wir sie nicht gleich im Freien beisetzen. Später, vielleicht später. Doch einstweilen müssen
wir sie in einer der vielen Grüfte innerhalb der Grundmauern des Schlosses aufbewahren, es kann nicht anders sein. Die
ungewöhnliche Art ihrer Krankheit verlangt es. Auch stellte der Arzt bei ihrem Tod so viele Fragen, die mich die ... die
mich, nun ... nun, die es erforderlich machen, ihren Körper noch nicht der abgelegenen, einsamen Begräbnisstätte der
Familie anzuvertrauen. |
Sir Roderick Usher |
Du wirst dich fragen, warum wir sie nicht gleich im Freien beisetzen. Später, vielleicht später. Doch einstweilen müssen
wir sie in einer der vielen Grüfte innerhalb der Grundmauern des Schlosses aufbewahren, es kann nicht anders sein. Die
ungewöhnliche Art ihrer Krankheit verlangt es. Auch stellte der Arzt bei ihrem Tod so viele
Fragen, die mich die ... die mich, nun ... nun, die es erforderlich machen, ihren Körper noch nicht der abgelegenen,
einsamen Begräbnisstätte der Familie anzuvertrauen. |
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(Die Schritte werden lauter, verstummen dann.) |
(Die Schritte werden lauter, verstummen dann. |
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So, Freund, wir haben das Ziel erreicht. Setzt den Sarg ab. |
So, Freund, wir haben das Ziel erreicht. Setzt den Sarg ab. |
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(Der Sarg wird abgestellt.) |
(Der Sarg wird abgestellt.) |
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Und nun lasst uns allein. |
Und nun lasst uns allein. |
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(Die Diener gehen.) |
(Die Diener gehen.) |
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Als die Diener fort waren, holte Usher einen riesigen Schlüssel hervor, mit dem er die vor uns liegende Tür aus massivem
Eisen öffnete. |
Edgar Allan Poe |
Als die Diener fort waren, holte Usher einen riesigen Schlüssel hervor, mit dem er die vor
uns liegende Tür aus massivem Eisen öffnete. |
||||
(Die Tür wird geöffnet.) |
(Ein Schlüssel klirrt. Die Tür wird mit metallischem
Krachen geöffnet.) |
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Ihr ungeheures Gewicht brachte einen unheimlich kreischenden, scharfen Laut hervor, als sie sich schwerfällig in den
Angeln drehte. |
Ihr ungeheures Gewicht brachte einen unheimlich kreischenden, scharfen Laut hervor, als sie
sich schwerfällig in den Angeln drehte. |
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(Entsprechendes Geräusch.) |
(Entsprechendes Geräusch.) |
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Nun hilf mir, den Sarg hinein zu tragen. |
Sir Roderick Usher |
Nun hilf mir, den Sarg hinein zu tragen. |
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(Gepolter. Schritte.) |
(Gepolter. Schritte. Stöhnen.) |
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Gib Acht, dass deine Fackel nicht verlischt. Die Gruft ist sehr lange nicht geöffnet worden. |
Gib Acht, dass deine Fackel nicht verlischt. Die Gruft ist sehr lange nicht geöffnet worden. |
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Ja, es herrscht eine drückende Atmosphäre ... dumpfig ... stickig. |
Edgar Allan Poe |
Ja, es herrscht eine drückende Atmosphäre ... dumpfig ... stickig. |
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Hm. Das Gewölbe liegt tiefer unter der Erde als jeder andere Raum des Schlosses. Es hat früher als Verlies
gedient. |
Sir Roderick Usher |
Hm. Das Gewölbe liegt tiefer unter der Erde als jeder andere Raum des Schlosses. Es hat früher als Verlies
gedient. |
||||
Lass mich noch einen Blick auf die Verstorbene werfen, da mir der Anblick der Lebenden kaum vergönnt war. |
Edgar Allan Poe |
Lass mich noch einen Blick auf die Verstorbene werfen, da mir der Anblick der Lebenden kaum vergönnt war. |
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Bitte. |
Sir Roderick Usher |
Bitte. |
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(Ein scharrendes Geräusch.) |
(Ein scharrendes Geräusch.) |
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Wir schoben den noch lose aufliegenden Deckel des Sarges ein wenig zur Seite und blickten in das Antlitz der Ruhenden.
Die Züge wiesen eine verblüffende Ähnlichkeit mit denen Ushers auf. Er schien meine Gedanken erraten zu haben, denn er
murmelte: |
Edgar Allan Poe |
Wir schoben den noch lose aufliegenden Deckel des Sarges ein wenig zur Seite und blickten in
das Antlitz der Ruhenden. Die Züge wiesen eine verblüffende Ähnlichkeit mit denen Ushers auf. Er schien meine Gedanken
erraten zu haben, denn er murmelte: |
||||
Sie hat zu mir gehört, wie es enger nicht möglich ist ... waren Zwillinge. Unmöglich zu sagen, wer wen mehr geliebt
hat. |
Sir Roderick Usher |
Sie hat zu mir gehört, wie es enger nicht möglich ist ... waren Zwillinge. Unmöglich zu sagen, wer wen mehr geliebt
hat. |
||||
Danach schwieg er, und bald wandten sich unsere Blicke wieder von der Toten. Es war unmöglich, sie längere Zeit zu
betrachten, ohne von einem gewissen Grauen ergriffen zu werden. Die Krankheit, der Lady Magdalene in ihren besten Jahren
zum Opfer gefallen war, hatte auf Hals und Gesicht eine gewisse schwache Röte hinterlassen und dem Mund ein tückisch
lauerndes Lächeln gegeben, das den Tod so schrecklich erscheinen lässt. Hastig schoben wir den Sargdeckel wieder zurecht,
schraubten ihn fest und nachdem wir die eiserne Tür geschlossen hatten, bemühten wir uns, auf schnellstem Wege die kaum
weniger düsteren Räume des oberen Stockwerks zu erreichen. |
Edgar Allan Poe |
Danach schwieg er, und bald wandten sich unsere Blicke wieder von der Toten. Es war unmöglich, sie längere Zeit zu betrachten, ohne von einem gewissen Grauen ergriffen zu
werden. Die Krankheit, der Lady Magdalene in ihren besten Jahren zum Opfer gefallen war, hatte auf Hals und Gesicht
eine gewisse schwache Röte hinterlassen und dem Mund ein tückisch lauerndes Lächeln gegeben, das den Tod so schrecklich
erscheinen lässt. Hastig schoben wir den Sargdeckel wieder zurecht, schraubten ihn fest und nachdem wir die
eiserne Tür geschlossen hatten, bemühten wir uns, auf schnellstem Wege die kaum weniger düsteren Räume des oberen
Stockwerks zu erreichen. |
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(Spinettakkorde.) |
(Spinettakkorde.) |
|||||
Nachdem ein paar Tage tiefster Trauer vergangen waren, trat in der Geistesverwirrung meines Freundes eine bemerkenswerte
Änderung ein. Die gewohnten Beschäftigungen vernachlässigte oder vergaß er. Unsicheren, ziellosen Schritts irrte er von
Zimmer zu Zimmer. Die Blässe seiner Züge war noch gespenstischer geworden, der feurige Glanz der Augen dagegen war ganz
erloschen. Sprach er, so wurden seine Worte untermalt von einer zweiten Melodie des Zitterns und Schwankens, als hätte
namenloses Entsetzen ihn gepackt. Und es gab Augenblicke, in denen ich allerdings glaubte, sein erregter Geist kämpfe
mit irgendeinem drückenden Geheimnis, das zu gestehen er nicht den Mut finden könne. Manchmal traf ich ihn an, während
er stundenlang ins Leere starrte, mit dem Ausdruck höchster Wachsamkeit, als lausche er auf irgendein eingebildetes
Geräusch. |
Nachdem ein paar Tage tiefster Trauer vergangen waren, trat in der Geistesverwirrung meines
Freundes eine bemerkenswerte Änderung ein. Die gewohnten Beschäftigungen vernachlässigte oder vergaß er. Unsicheren,
ziellosen Schritts irrte er von Zimmer zu Zimmer. Die Blässe seiner Züge war noch gespenstischer geworden, der feurige
Glanz der Augen dagegen war ganz erloschen. Sprach er, so wurden seine Worte untermalt von einer zweiten Melodie des
Zitterns und Schwankens, als hätte namenloses Entsetzen ihn gepackt. Und es gab Augenblicke, in denen ich allerdings
glaubte, sein erregter Geist kämpfe mit irgendeinem drückenden Geheimnis, das zu gestehen er nicht den Mut finden
könne. Manchmal traf ich ihn an, während er stundenlang ins Leere starrte, mit dem Ausdruck höchster Wachsamkeit, als
lausche er auf irgendein eingebildetes Geräusch. |
|||||
(Spinettakkorde.) |
(Spinettakkorde.) |
|||||
Alle Rätsel, die mir in den vergangenen Tagen aufgegeben waren, sollten in der siebten Nacht nach der Bestattung Lady
Magdalenes in der Gruft ihre Auflösung erfahren. |
Alle Rätsel, die mir in den vergangenen Tagen aufgegeben waren, sollten in der siebten Nacht nach der Bestattung Lady
Magdalenes in der Gruft ihre Auflösung erfahren. |
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|
(Im Folgenden Sturm.) |
|||||
Ein sich ankündigender Sturm ließ mich keinen Schlaf finden. |
Ein sich ankündigender Sturm ließ mich keinen Schlaf finden. |
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(Im Folgenden Sturm und klappernde Geräusche.) |
(Im Folgenden Sturm und klappernde Geräusche. Synthesizer-Musik.) |
|||||
Und während die Stunden unendlich langsam dahinkrochen, bemühte ich mich, dem wieder in mir aufsteigenden Gefühl von
Grauen und Furcht Herr zu werden. Vergeblich. Immer stärkere Windböen trieben ihr unheimliches Spiel mit den Vorhängen
und den Wandteppichen in der Nähe des Fensters. Mir brach der Angstschweiß aus. Ich richtete mich jäh im Bett auf, und
jetzt - war es Täuschung oder Wahrheit - jetzt vernahm ich unter dem Tosen des Windes weit entfernte, sonderbar dumpfe
Laute. Entsetzt sprang ich aus dem Bett und warf mir hastig meine Kleider über und ging rastlos im Zimmer auf und ab. Da
plötzlich hörte ich ein leises Pochen an meiner Tür. |
Und während die Stunden unendlich langsam dahinkrochen, bemühte ich mich, dem wieder in mir aufsteigenden Gefühl von
Grauen und Furcht Herr zu werden. Vergeblich. Immer stärkere Windböen trieben ihr
unheimliches Spiel mit den Vorhängen und den Wandteppichen in der Nähe des Fensters. Mir brach der Angstschweiß
aus. Ich richtete mich jäh im Bett auf, und jetzt - war es Täuschung oder Wahrheit - jetzt vernahm ich unter dem Tosen
des Windes weit entfernte, sonderbar dumpfe Laute. Entsetzt sprang ich aus dem Bett und warf mir hastig meine Kleider
über und ging rastlos im Zimmer auf und ab. Da plötzlich hörte ich ein leises Pochen an meiner Tür. |
|||||
(Ein leises Klopfen.) |
(Ein heftiges Klopfen.) |
|||||
Ja! Wer da? |
Ja! Wer da? |
|||||
Ich bin's, Usher! |
Sir Roderick Usher |
Ich bin's, Usher! |
||||
(Die Tür wird geöffnet.) |
(Die Tür wird geöffnet.) |
|||||
Ah, Roderick! Gut, dass du kommst. Du siehst, dass auch ich noch keinen Schlaf fand. Kein Wunder, in solch einer Nacht
... |
Edgar Allan Poe |
Ah, Roderick! Gut, dass du kommst. Du siehst, dass auch ich noch keinen Schlaf fand. Kein Wunder, in solch einer Nacht
... |
||||
Ja, in solch einer Nacht! (Er lacht.) Du ... hast es nicht gesehen? |
Sir Roderick Usher |
Ja, in solch einer Nacht! (Er lacht.) Du ... hast es nicht gesehen? |
||||
Was? |
Edgar Allan Poe |
Was? |
||||
|
(Gepolter.) |
|||||
Komm, komm, komm, ... komm mit zum Fenster hier. |
Sir Roderick Usher |
Komm, komm, komm, ... komm mit zum Fenster hier. |
||||
|
(Schritte, dann wird das Fenster geöffnet.) |
|||||
Nun, was siehst du? |
Nun, was siehst du? |
|||||
|
(Synthesizermusik.) |
|||||
Unheimlich! |
Edgar Allan Poe |
Unheimlich! |
||||
(Der Sturm wird lauter, jetzt auch Gewitter, beides bis zum Ende der Szene.) |
(Der Sturm wird lauter, jetzt auch Gewitter, beides bis zum Ende der Szene, immer wieder
begleitet von Synthesizer-Effekten.) |
|||||
Der Sturm peitscht die Wolken auf das Haus zu, über dem sie dann schwer lastend verharren. Und dort: ja, alle Dinge dort
draußen glühen im unnatürlichen hellen Licht eines Nebeldunstes, der sich um das Haus gelagert hat. |
Der Sturm peitscht die Wolken auf das Haus zu, über dem sie dann schwer lastend verharren. Und dort: ja, alle Dinge dort
draußen glühen im unnatürlichen hellen Licht eines Nebeldunstes, der sich um das Haus gelagert hat. |
|||||
Ein wunderschöner Anblick, oder nicht? Was da vor sich geht, ist ungemein beruhigend! (Er lacht.) |
Sir Roderick Usher |
Ein wunderschöner Anblick, oder nicht? Was da vor sich geht, ist ungemein beruhigend! (Er lacht.) |
||||
Roderick, ich bitte dich ... und wie siehst du aus? Roderick, komm ... komm fort vom Fenster. Du darfst das nicht sehen.
Äh, diese ... diese ... Naturerscheinungen sind ... äh ... sind nichts Außergewöhnliches ... elektrische Ausstrahlungen
des Gewitters. Ich werde das Fenster schließen. |
Edgar Allan Poe |
Roderick, ich bitte dich ... und wie siehst du aus? Roderick, komm ... komm fort vom Fenster. Du darfst das nicht sehen.
Äh, diese ... diese ... Naturerscheinungen sind ... äh ... sind nichts Außergewöhnliches ... elektrische Ausstrahlungen
des Gewitters. Ich werde das Fenster schließen. |
||||
(Das Fenster wird geschlossen.) |
(Das Fenster wird geschlossen.) |
|||||
So. Und nun ... nun ... werde ich dir ein wenig vorlesen. |
So. Und nun ... nun ... werde ich dir ein wenig vorlesen. |
|||||
|
(Schritte.) |
|||||
Wir wollen gemeinsam diese schreckliche Nacht hinter uns bringen. |
Wir wollen gemeinsam diese schreckliche Nacht hinter uns bringen. |
|||||
Dank dir. Ja, lies mir vor. Lass mich vergessen ... vergessen, was ... mir heute Nacht droht, mit unaufhaltsamer Macht
auf mich zukommt. Lies aus jenem schwarz eingebundenen Buche dort. |
Sir Roderick Usher |
Dank dir. Ja, lies mir vor. Lass mich vergessen ... vergessen, was ... mir heute Nacht droht, mit unaufhaltsamer Macht
auf mich zukommt. Lies aus jenem schwarz eingebundenen Buche dort. |
||||
|
(Rascheln.) |
|||||
Aus diesem hier? |
Edgar Allan Poe |
Aus diesem hier? |
||||
Ja, es ist der "Mad Trist" von Sir Lancelot Canning, mein Lieblingsbuch. |
Sir Roderick Usher |
Ja, es ist der "Mad Trist" von Sir Lancelot Canning, mein Lieblingsbuch. |
||||
Die altertümliche Heldengeschichte? |
Edgar Allan Poe |
Die altertümliche Heldengeschichte? |
||||
Du wirst es nicht verstehen, aber in letzter Zeit spüre ich mehr und mehr, dass dieses Buch eine große, unheimliche
Bedeutung für mich haben wird. Beginne bei der Stelle, wo Ethelred, der Held, sich gewaltsam Zugang zu der Hütte des
Einsiedlers verschafft. |
Sir Roderick Usher |
Du wirst es nicht verstehen, aber in letzter Zeit spüre ich mehr und mehr, dass dieses Buch eine große, unheimliche
Bedeutung für mich haben wird. Beginne bei der Stelle, wo Ethelred, der Held, sich gewaltsam Zugang zu der Hütte des
Einsiedlers verschafft. |
||||
Nun gut. Hier ... |
Edgar Allan Poe |
Nun gut. Hier ... |
||||
(Rascheln.) |
(Rascheln.) |
|||||
|
|
|||||
»Da wollte Ethelred nicht länger Zwiesprache mit dem Einsiedler halten, sondern, da der Regen schon auf ihn
herabprasselte und er das nahende Unwetter fürchtete, ließ er sein Schwert auf die Planken der Tür niederfahren, die
alsbald auseinanderbarsten. Um vollends in die Behausung zu gelangen, packte nun seine gepanzerte Hand das ihr
entgegenstarrende Holz, zerbrach und zerstieß es und riss alles auseinander, dass von dem Lärm der ganze Wald aufs
Fürchterlichste widerhallte.« |
»Da wollte Ethelred nicht länger Zwiesprache mit dem Einsiedler halten, sondern, da der Regen schon auf ihn
herabprasselte und er das nahende Unwetter fürchtete, ließ er sein Schwert auf die Planken der Tür niederfahren, die
alsbald auseinanderbarsten. Um vollends in die Behausung zu gelangen, packte nun seine gepanzerte Hand das ihr
entgegenstarrende Holz, zerbrach und zerstieß es und riss alles auseinander, dass von dem Lärm der ganze Wald aufs
Fürchterlichste widerhallte.« |
|||||
(Ein entferntes Krachen.) |
(Lauter Donner. Ein entferntes Krachen.) |
|||||
Was war das? |
Was war das? |
|||||
Geräusche aus einem ... entlegenen Teil des Hauses, die nur zu gut zu dieser Stelle passen. (Er lacht.) |
Sir Roderick Usher |
Geräusche aus einem ... entlegenen Teil des Hauses, die nur zu gut zu dieser Stelle passen. (Er lacht.) |
||||
Wie ... wie meinst du das? Hm, nun ... also, ich fahre fort. »Aber wie erstaunte der kühne Held Ethelred, als er jetzt
in die Türe trat. Nicht der Anblick des tückischen Einsiedlers erwartete ihn, sondern der eines fürchterlichen,
schuppigen Drachen. Feuersprühend bewachte das Ungeheuer den Eingang zu einem goldenen Palast mit silbernem Boden. An
der Mauer hing ein Schild mit der Inschrift: "Wer immer will eindringen hier, töten muss er das Untier, so wird ihm
zufallen das Zauberpanier." Und Ethelred schwang sein Schwert, und mit einem Hieb zerschmetterte er dem Drachen den
Schädel. Das Ungeheuer brach zusammen und stieß ein so schreckliches und gellendes Geheul aus, ... |
Edgar Allan Poe |
Wie ... wie meinst du das? Hm, nun ... also, ich fahre fort. »Aber wie erstaunte der kühne Held Ethelred, als er jetzt
in die Türe trat. Nicht der Anblick des tückischen Einsiedlers erwartete ihn, sondern der eines fürchterlichen,
schuppigen Drachen. Feuersprühend bewachte das Ungeheuer den Eingang zu einem goldenen Palast mit silbernem Boden. An
der Mauer hing ein Schild mit der Inschrift: "Wer immer will eindringen hier, töten muss er das Untier, so wird ihm
zufallen das Zauberpanier." Und Ethelred schwang sein Schwert, und mit einem Hieb zerschmetterte er dem Drachen den
Schädel. Das Ungeheuer brach zusammen und stieß ein so schreckliches und gellendes Geheul aus, ... |
||||
|
(Ein lauter, synthetisch klingender Schrei.) |
|||||
... dass Ethelred sich gern die Ohren zugehalten hätte vor dem grässlichen Laut, wie er ähnlich nie zuvor vernommen
wurde.« |
... dass Ethelred sich gern die Ohren zugehalten hätte vor dem grässlichen Laut, wie er ähnlich nie zuvor vernommen
wurde.« |
|||||
(Ein Quietschen in der Ferne.) |
(Ein Quietschen in der Ferne.) |
|||||
Was ... hast du das wieder gehört, Roderick? Was sind das für grauenerregende Geräusche? |
Was ... hast du das wieder gehört, Roderick? Was sind das für grauenerregende Geräusche? |
|||||
Ach ... |
Sir Roderick Usher |
Ach ... |
||||
Roderick, was ist mit dir? Hm, gut, ich werde dir weiter vorlesen. »Jetzt entsann sich der Held des stählernen Schildes,
dessen Zauber nun gebrochen war. Mutig schritt er auf die Wand zu, woran das Panier hing. Als Ethelred sich jedoch auf
fünf Schritt genähert hatte, da stürzte der stählerne Schild mit ungeheuerlichem Schmettern auf den Silberboden
hinab.« |
Edgar Allan Poe |
Roderick, was ist mit dir? Hm, gut, ich werde dir weiter vorlesen. »Jetzt entsann sich der Held des stählernen Schildes,
dessen Zauber nun gebrochen war. Mutig schritt er auf die Wand zu, woran das Panier hing. Als Ethelred sich jedoch auf
fünf Schritt genähert hatte, da stürzte der stählerne Schild mit ungeheuerlichem Schmettern auf den Silberboden
hinab.« |
||||
(Ein Krachen in der Ferne.) |
(Ein Krachen in der Nähe.) |
|||||
Grauenvoll! Was ist das? Roderick! Diese grässlichen Geräusche, woher kommen sie? Roderick! Hast du es nicht
gehört? |
Grauenvoll! Was ist das? Roderick! Diese grässlichen Geräusche, woher kommen sie? Roderick! Hast du es nicht
gehört? |
|||||
Es nicht hören? Oh ja, ich höre es wohl und habe es gehört! Lange ... lange, lange, viele Minuten, viele Stunden, viele
Tage habe ich es schon gehört. Aber ich Elender, ich wagte nicht, ich wagte nicht, zu reden. Wir haben sie lebendig ins
Grab gelegt! Vor vielen Tagen schon hörte ich ihre ersten schwachen Regungen im Sarge. Und jetzt ... heute Nacht ...
Ethelred ... haha! Das Aufbrechen von des Einsiedlers Tür, der Todesschrei des Drachen und der dröhnende Klang des
Schildes, sagen wir doch lieber: das Zerbersten ihres Sarges, das Kreischen der eisernen Angeln ihrer Grabtür. Und
jetzt, jetzt ... kämpft sie sich qualvoll vorwärts durch den kupfernen Bogengang des Gewölbes ... oh, wohin soll ich
fliehen? Gleich wird sie hier sein. Sie eilt herbei, mir meine Eile vorzuwerfen. |
Sir Roderick Usher |
Es nicht hören? Oh ja, ich höre es wohl und habe es gehört! Lange ... lange, lange, viele Minuten, viele Stunden, viele
Tage habe ich es schon gehört. Aber ich Elender, ich wagte nicht, ich wagte nicht, zu reden. Wir haben sie lebendig ins
Grab gelegt! Vor vielen Tagen schon hörte ich ihre ersten schwachen Regungen im Sarge. Und jetzt ... heute Nacht ...
Ethelred ... haha! Das Aufbrechen von des Einsiedlers Tür, der Todesschrei des Drachen und der dröhnende Klang des
Schildes, sagen wir doch lieber: das Zerbersten ihres Sarges, das Kreischen der eisernen Angeln ihrer Grabtür. Und
jetzt, jetzt ... kämpft sie sich qualvoll vorwärts durch den kupfernen Bogengang des Gewölbes ... oh, wohin soll ich
fliehen? Gleich wird sie hier sein. Sie eilt herbei, mir meine Eile vorzuwerfen. |
||||
|
(Schritte.) |
|||||
Da, da ... vernehme ich nicht schon ihre Tritte auf der Treppe? Kann ich nicht schon das schwere und dumpfe Pochen ihres
Herzens hören? Wahnsinniger! |
Da, da ... vernehme ich nicht schon ihre Tritte auf der Treppe? Kann ich nicht schon das schwere und dumpfe Pochen ihres
Herzens hören? Wahnsinniger! |
|||||
|
(Ein dumpfes Pochen.) |
|||||
Ich sage dir, dass sie in diesem Augenblick draußen vor der Türe steht! |
Ich sage dir, dass sie in diesem Augenblick draußen vor der Türe steht! |
|||||
Als läge in der übermenschlichen Kraft seiner Worte eine Zaubergewalt, so öffnete sich jetzt die riesige Ebenholztür,
auf die der Sprecher hinzeigte, wie ein schwarzer Höllenrachen. |
Edgar Allan Poe |
Als läge in der übermenschlichen Kraft seiner Worte eine Zaubergewalt, so öffnete sich jetzt die riesige Ebenholztür,
auf die der Sprecher hinzeigte, wie ein schwarzer Höllenrachen. |
||||
(Die Tür öffnet sich.) |
(Die Tür öffnet sich knarrend und quietschend.) |
|||||
Es war nur die Folge einer gewaltigen Sturmböe gewesen, aber da: Hinter den Türflügeln erschien leibhaftig die hohe, in
ihre Leichentücher gehüllte Gestalt der Lady Magdalene Usher. Blut schimmerte auf dem weißen Gewand und überall an ihrem
abgezehrten Körper waren die Spuren eines zähen Kampfes zu erkennen. Einen Augenblick blieb sie zitternd und schwankend
auf der Schwelle stehen. Dann taumelte sie mit einem tiefen Stöhnen ins Zimmer, auf den Körper ihres Bruders zu und riss
ihn, in heftigem Todeskampf, tot mit sich zu Boden. Roderick Usher war den Schrecken zum Opfer gefallen, die er
vorausempfunden hatte. Wie gehetzt entfloh ich aus diesem Zimmer, aus diesem Hause. Draußen raste der Sturm noch mit
voller Wut. Da, als ich den alten Teichdamm überquerte, schoss plötzlich ein grelles Licht über den Weg. Ich blickte
zurück. Das Schloss war getaucht in den gespenstischen Glanz eines untergehenden, blutroten Mondes. Er beleuchtete
besonders jenen kaum bemerkbaren Riss, der vom Dach des Hauses im Zickzack herunterlief. Während ich noch hinstarrte,
erweiterte sich der Spalt mit unheimlicher Schnelligkeit. Da durchtoste die Luft ein gewaltiger Stoß des Wirbelsturms.
Ich sah die mächtigen Schlossmauern auseinanderbersten. |
Es war nur die Folge einer gewaltigen Sturmböe gewesen, aber da: Hinter den Türflügeln erschien leibhaftig die hohe, in
ihre Leichentücher gehüllte Gestalt der Lady Magdalene Usher. Blut schimmerte auf dem weißen Gewand und überall an ihrem
abgezehrten Körper waren die Spuren eines zähen Kampfes zu erkennen. Einen Augenblick blieb sie zitternd und schwankend
auf der Schwelle stehen. Dann taumelte sie mit einem tiefen Stöhnen ins Zimmer, auf den Körper ihres Bruders zu und riss
ihn, in heftigem Todeskampf, tot mit sich zu Boden. Roderick Usher war den Schrecken zum Opfer gefallen, die er
vorausempfunden hatte. Wie gehetzt entfloh ich aus diesem Zimmer, aus diesem Hause. Draußen raste der Sturm noch mit
voller Wut. Da, als ich den alten Teichdamm überquerte, schoss plötzlich ein grelles Licht über den Weg. Ich blickte
zurück. Das Schloss war getaucht in den gespenstischen Glanz eines untergehenden, blutroten Mondes. Er beleuchtete
besonders jenen kaum bemerkbaren Riss, der vom Dach des Hauses im Zickzack herunterlief. Während ich noch hinstarrte,
erweiterte sich der Spalt mit unheimlicher Schnelligkeit. Da durchtoste die Luft ein gewaltiger Stoß des Wirbelsturms.
Ich sah die mächtigen Schlossmauern auseinanderbersten. |
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(Lautes Krachen.) |
(Windstoß. Lautes Krachen.) |
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Es folgte ein langes, donnerndes Getöse, wie von tausend Wasserfällen, dann schlossen sich die Wasser des tiefen,
dunklen Teiches zu meinen Füßen finster und schweigend über den Trümmern des Hauses Usher. |
Es folgte ein langes, donnerndes Getöse, wie von tausend Wasserfällen, dann schlossen sich die Wasser des tiefen,
dunklen Teiches zu meinen Füßen finster und schweigend über den Trümmern des Hauses Usher. |
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(Spinettakkorde.) |
(Spinettakkorde.) |
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Froschhüpfers Rache![]() ![]() |
zum Vergleich |
Froschhüpfers Rache![]() ![]() |
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Erzähler |
Froschhüpfers Rache |
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(Festliche Musik, auch während der Szene.) |
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Zu der Zeit, in der die Erzählung spielt, galt es an den Königshöfen noch als Selbstverständlichkeit, sich einen Narren
zu halten. Auch der König meiner Erzählung, der als gefühlloser Tyrann bekannt war, besaß einen solchen Spaßmacher. Als
es nun eines Tages eine große Festlichkeit am Hofe vorzubereiten galt, sprach der König zu seinen beiden
Leibministern: |
Zu der Zeit, in der die Erzählung spielt, galt es an den Königshöfen noch als Selbstverständlichkeit, sich einen Narren
zu halten. Auch der König meiner Erzählung, der als gefühlloser Tyrann bekannt war, besaß einen solchen Spaßmacher. Als
es nun eines Tages eine große Festlichkeit am Hofe vorzubereiten galt, sprach der König zu seinen beiden
Leibministern: |
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Wir sollten den Narren zu Rate ziehen. Der Zwerg hat schon viele gute Vorschläge für vergangene Feste gemacht. |
der König |
Wir sollten den Narren zu Rate ziehen. Der Zwerg hat schon viele gute Vorschläge für vergangene Feste gemacht. |
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Ein guter Gedanke, mein König. Allein durch seine Anwesenheit und seine tollpatschige Art wird das missgestaltete Wesen
größte Heiterkeit unter den Gästen stiften. (Er lacht.) |
1. Minister |
Ein guter Gedanke, mein König. Allein durch seine Anwesenheit und seine tollpatschige Art wird das missgestaltete Wesen
größte Heiterkeit unter den Gästen stiften. (Er lacht.) |
||||
Allerdings. (Er lacht.) Den Namen "Froschhüpfer", den wir ihm gaben, trägt dieser Zwerg zu Recht. Wenn ich nur daran
denke, wie er sich vorwärts bewegt ... |
2. Minister |
Allerdings. (Er lacht.) Den Namen "Froschhüpfer", den wir ihm gaben, trägt dieser
Zwerg zu Recht. Wenn ich nur daran denke, wie er sich vorwärts bewegt ... |
||||
(Er lacht.) Ja! Lass mich es beschreiben, mein Mundschenk. Also, er hockt sich auf den Boden, wie eine Kröte ... so. (Er
lacht.) Dann, pass gut auf, dann stellt er die Arme vor die Füße ... ahhh ... ohhh ... ahhh ... (Er lacht.) ... |
der König |
(Er lacht.) Ja! Lass mich es beschreiben, mein Mundschenk. Also, er hockt sich auf den Boden,
wie eine Kröte ... so. (Er lacht.) Dann, pass gut auf, dann stellt er die Arme vor die Füße ... ahhh ... ohhh ... ahhh
... (Er lacht.) ... |
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(lacht.) |
1. Minister |
(lacht.) |
||||
(lacht.) |
2. Minister |
(lacht.) |
||||
... und endlich gibt er sich einen krampfhaften Ruck und hopst vorwärts ... so, ha ... so ... und so ... (Er
lacht.) |
der König |
... und endlich gibt er sich einen krampfhaften Ruck und hopst vorwärts ... so, ha ... so
... und so ... (Er lacht.) |
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(lacht.) |
1. Minister |
(lacht.) |
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(lacht.) |
2. Minister |
(lacht.) |
||||
Die Freundin des Zwerges allerdings, die versteht, sich zierlicher zu bewegen. Wir sollten auch sie rufen
lassen. |
2. Minister |
Die Freundin des Zwerges allerdings, die versteht, sich zierlicher zu bewegen. Wir sollten auch sie rufen
lassen. |
||||
Sehr richtig! Diese Tripetta kann vorzüglich tanzen. Vorzüglich! (Er lacht.) Ach, und außerdem soll auch sie das Fest
mit vorbereiten. |
der König |
Sehr richtig! Diese Tripetta kann vorzüglich tanzen. Vorzüglich! (Er lacht.) Ach, und außerdem soll auch sie das Fest
mit vorbereiten. |
||||
Eigentlich, mein König, eigentlich passt die hübsche Kleine gar nicht zu Froschhüpfer, nicht wahr, mein König? Das
Einzige, was sie gemein mit ihm hat, ist ... ähem ... der Zwergenwuchs, ähem. |
1. Minister |
Eigentlich, mein König, eigentlich passt die hübsche Kleine gar nicht zu Froschhüpfer, nicht wahr, mein König? Das
Einzige, was sie gemein mit ihm hat, ist ... ähem ... der Zwergenwuchs, ähem. |
||||
Nun ja, sie scheinen sich seit frühester Kindheit zu kennen. Schon damals waren sie unzertrennlich, als ich sie von dem
Kriegszug gegen jenes weit entfernte Land mitbrachte, das ihre Heimat war. |
der König |
Nun ja, sie scheinen sich seit frühester Kindheit zu kennen. Schon damals waren sie unzertrennlich, als ich sie von dem
Kriegszug gegen jenes weit entfernte Land mitbrachte, das ihre Heimat war. |
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Ach, ja, ja, ja ... ich erinnere mich genau. Wisst ihr noch, mein König, wie wir die zwei gefangen nahmen? |
2. Minister |
Ach, ja, ja, ja ... ich erinnere mich genau. Wisst ihr noch, mein König, wie wir die zwei gefangen nahmen? |
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Es war ein Hauptspaß! (Er lacht.) |
der König |
Es war ein Hauptspaß! (Er lacht.) |
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1. Minister |
(lacht.) |
||||
Sie verspürten so wenig Lust, unserer Einladung hierher zu folgen, dass wir mit pechbeschmierten Peitschen ein wenig
nachhelfen mussten. (Er lacht.) |
2. Minister |
Sie verspürten so wenig Lust, unserer Einladung hierher zu folgen, dass wir mit
pechbeschmierten Peitschen ein wenig nachhelfen mussten. (Er lacht.) |
||||
Genug gelacht! Lasst nun nach dem Narren rufen. |
der König |
Genug gelacht! Lasst nun nach dem Narren rufen. |
||||
Sofort, mein König, sofort. |
1. Minister |
Sofort, mein König, sofort. |
||||
(Er klatscht in die Hände.) |
(Er klatscht in die Hände.) |
|||||
He, Diener! |
He, Diener! |
|||||
(Schritte kommen näher.) |
(Schritte kommen näher.) |
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|
der Diener |
Zu Befehl! |
||||
Froschhüpfer soll vor dem König erscheinen. |
1. Minister |
Froschhüpfer soll vor dem König erscheinen. |
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|
der Diener |
Zu Befehl! |
||||
Aber schnell! |
1. Minister |
Aber schnell! |
||||
(Er klatscht erneut in die Hände.) |
(Er klatscht erneut in die Hände.) |
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Und ... äh ... Tripetta ebenfalls! |
der König |
Und ... äh ... Tripetta ebenfalls! |
||||
(Die Schritte entfernen sich.) |
(Die Schritte entfernen sich.) |
|||||
Die Freundin dieses schönen Mannes. (Er lacht.) |
Die Freundin dieses schönen Mannes. (Er lacht.) |
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(lacht.) |
1. Minister |
(lacht.) |
||||
(lacht.) |
2. Minister |
(lacht.) |
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Und bringt uns Wein, viel Wein! (Er lacht.) |
der König |
Und bringt uns Wein, viel Wein! (Er lacht.) |
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(Spinettakkorde.) |
(Spinettakkorde. Hörspielmusik.) |
|||||
Bald darauf standen die beiden kleinen Freunde vor der Tafelrunde des Königs. |
Erzähler |
Bald darauf standen die beiden kleinen Freunde vor der Tafelrunde des Königs. |
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Aha, da sind ja unsere winzigen Künstler. Komm her, Froschhüpfer! |
der König |
Aha, da sind ja unsere winzigen Künstler. Komm her, Froschhüpfer! |
||||
(Schrittgeräusche.) |
(Schrittgeräusche.) |
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Leere diesen Becher! |
Leere diesen Becher! |
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(Ein Glas klirrt.) |
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(Er lacht.) |
(Er lacht.) |
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|
(Der Wein wird eingeschenkt.) |
|||||
Der Wein wird dich erleuchten. Wir brauchen Ideen von dir. |
Der Wein wird dich erleuchten. Wir brauchen Ideen von dir. |
|||||
(Der Wein wird eingeschenkt.) |
(Der Wein wird eingeschenkt.) |
|||||
Irgendetwas Neues ... Außergewöhnliches. |
Irgendetwas Neues ... Außergewöhnliches. |
|||||
(Der Krug wird abgestellt.) |
(Der Krug wird abgestellt.) |
|||||
Die morgige Maskerade soll alle Feste in den Schatten stellen, die wir bisher feierten. Und nun trink! |
Die morgige Maskerade soll alle Feste in den Schatten stellen, die wir bisher feierten. Und nun trink! |
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|
(Das Glas klirrt erneut.) |
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Los, sag ich dir! Trink! |
Los, sag ich dir! Trink! |
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Mein König, ich ... |
Froschhüpfer |
Mein König, ich ... |
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Was? Ja, ich weiß: Wein ist dir verhasst. Nur verstehe ich nicht, warum. Und deshalb befehle ich dir jetzt: Trink ...
oder ich vergesse mich, und es geht dir schlecht! (Er lacht.) Na, los! |
der König |
Was? Ja, ich weiß: Wein ist dir verhasst. Nur verstehe ich nicht, warum. Und deshalb befehle
ich dir jetzt: Trink ... oder ich vergesse mich, und es geht dir schlecht! (Er
lacht.) Na, los! |
||||
|
Ich weiß: Wein ist dir verhasst. (Er lacht.) Na, los! |
|||||
(Man hört Froschhüpfer trinken und schlucken.) |
(Man hört Froschhüpfer laut trinken und schlucken.) |
|||||
Na also! Warum nicht gleich so? |
Na also! Warum nicht gleich so? |
|||||
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2. Minister |
(lacht.) |
||||
Seht, mein König, seht: Der Missgeburt kullern Tränen in den Becher. (Er lacht.) |
1. Minister |
Seht, mein König, seht: Der Missgeburt kullern Tränen in den Becher. (Er lacht.) |
||||
Und jetzt ... wie er die Augen verdreht! (Er lacht.) Der Zwerg verträgt den Wein nicht! (Er lacht.) |
2. Minister |
Und jetzt ... wie er die Augen verdreht! (Er lacht.) Der Zwerg verträgt den Wein nicht! (Er lacht.) |
||||
(Er lacht.) Da seht ihr, was ein Glas guten Weines vermag. Vor dankbarer Rührung über die Großmut seines Herrschers
glänzen ihm die Augen. (Er lacht.) |
der König |
(Er lacht.) Da seht ihr, was ein Glas guten Weines vermag. Vor dankbarer Rührung über
die Großmut seines Herrschers glänzen ihm die Augen. (Er lacht.) |
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|
2. Minister |
(lacht.) |
||||
|
1. Minister |
(lacht.) |
||||
Ha, he ... Du sollst mitlachen, Froschhüpfer ... mitlachen sollst du! |
der König |
Ha, he ... Du sollst mitlachen, Froschhüpfer ... mitlachen sollst du! |
||||
(lacht angestrengt auf und verstummt.) |
Froschhüpfer |
(lacht angestrengt auf und verstummt.) |
||||
|
1. Minister |
(lacht.) |
||||
|
2. Minister |
(lacht.) |
||||
(Er lacht.) Sehr gut! (Er lacht.) Und nun, mein hübsches Knäbchen: An die Arbeit! Du weißt, dass alle anderen am Hofe
schon ein Kostüm für die Maskerade besitzen, nur ich und meine beiden Minister noch nicht. Sage uns jetzt, welche Rollen
wir diesmal spielen werden. Vorwärts, vorwärts, du Zwerg! Ist dir noch nichts eingefallen? |
der König |
(Er lacht.) Sehr gut! (Er lacht.) Und nun, mein hübsches Knäbchen: An die Arbeit! Du weißt, dass alle anderen am Hofe
schon ein Kostüm für die Maskerade besitzen, nur ich und meine beiden Minister noch nicht. Sage uns jetzt, welche Rollen
wir diesmal spielen werden. Vorwärts, vorwärts, du Zwerg! Ist dir noch nichts eingefallen? |
||||
Ich ... ich bin bemüht, mir etwas Neues ausz ... zudenken. |
Froschhüpfer |
Ich ... ich bin bemüht, mir etwas Neues ausz ... zudenken. |
||||
(Er lacht.) Mein König, hört, wie ihm der Wein die Zunge schwer macht. (Er lacht.) |
1. Minister |
(Er lacht.) Mein König, hört, wie ihm der Wein die Zunge schwer macht. (Er lacht.) |
||||
Bemüht, sagst du? Wie meinst du das? Oh, ich sehe du bist schlecht gelaunt und brauchst mehr Wein. |
der König |
Bemüht, sagst du? Wie meinst du das? Oh, ich sehe du bist schlecht gelaunt und brauchst mehr Wein. |
||||
|
(Erneut Klirren des Glases.) |
|||||
Da, nimm! |
Da, nimm! |
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(Wieder wird Wein eingeschenkt.) |
(Wieder wird Wein eingeschenkt.) |
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|
Froschhüpfer |
Ich ... |
||||
Was? |
der König |
Was? |
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(Der Kelch wird abgestellt.) |
(Der Kelch wird abgestellt.) |
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Du willst nicht? Trink, sage ich dir, oder der Teufel soll dich ... |
Du willst nicht? Trink, sage ich dir, oder der Teufel soll dich ... |
|||||
|
(Schnelle Schritte.) |
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König, mein König, schone ihn! |
Tripetta |
König, mein König, schone ihn! |
||||
Leichenblass hatte sich Tripetta dem König genährt und sich ihm zu Füßen geworfen. Die Verblüffung über diese Kühnheit
raubte dem Tyrannen einen Augenblick die Sprache. Doch dann fasste er sich, stieß sie roh zurück, dass sie zu Boden
stürzte und schüttete ihr den Inhalt des übervollen Bechers mitten ins Gesicht. |
Erzähler |
Leichenblass hatte sich Tripetta dem König genährt und sich ihm zu Füßen geworfen. Die Verblüffung über diese Kühnheit
raubte dem Tyrannen einen Augenblick die Sprache. Doch dann fasste er sich, stieß sie roh zurück, dass sie zu Boden
stürzte und schüttete ihr den Inhalt des übervollen Bechers mitten ins Gesicht. |
||||
(Geräusch einer ausgeschütteten Flüssigkeit.) |
(Geräusch einer ausgeschütteten Flüssigkeit.) |
|||||
Eine halbe Minute war es so totenstill, dass man eine Feder hätte fallen hören können. Da wurde das Schweigen durch ein
leises, aber scharfes, anhaltendes Geräusch unterbrochen, dass gleichzeitig aus jeder Ecke des Zimmers zu kommen
schien. |
Eine halbe Minute war es so totenstill, dass man eine Feder hätte fallen hören können. Da wurde das Schweigen durch ein
leises, aber scharfes, anhaltendes Geräusch unterbrochen, dass gleichzeitig aus jeder Ecke des Zimmers zu kommen
schien. |
|||||
(Ein Knirschen ist zu hören.) |
(Ein mahlendes Schaben ist zu hören.) |
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Aufgebracht wandte sich der König an Froschhüpfer: |
Aufgebracht wandte sich der König an Froschhüpfer: |
|||||
Warum ... äh ... warum machst du den Lärm da? |
der König |
Warum ... äh ... warum machst du den Lärm da? |
||||
Der Zwerg jedoch schien sich plötzlich von seiner Betrunkenheit ganz erholt zu haben. Er blickte den Tyrannen fest, doch
ruhig an und sagte: |
Erzähler |
Der Zwerg jedoch schien sich plötzlich von seiner Betrunkenheit ganz erholt zu haben. Er blickte den Tyrannen fest, doch
ruhig an und sagte: |
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Ich? Ich? Wie könnte ich das getan haben? Nein, ich glaube, jenes Geräusch kam ... dort vom Fenster. Der Papagei hat
nämlich seinen Schnabel an den Käfigstäben gewetzt, mein gnädigster König. Seht selbst! |
Froschhüpfer |
Ich? Ich? Wie könnte ich das getan haben? Nein, ich glaube, jenes Geräusch kam ... dort vom Fenster. Der Papagei hat
nämlich seinen Schnabel an den Käfigstäben gewetzt, mein gnädigster König. Seht selbst! |
||||
Hmm, mag sein. Aber ich hätte meine Ritterehre darauf geschworen, dass du Vagabund mit den Zähnen geknirscht
hast. |
der König |
Hmm, mag sein. Aber ich hätte meine Ritterehre darauf geschworen, dass du Vagabund mit den Zähnen geknirscht
hast. |
||||
(Er lacht.) Köstlich! Majestät belieben zu scherzen! (Er lacht.) Doch, mein König, du ließest mich rufen, um dir
Vorschläge für die Maskerade machen zu lassen. |
Froschhüpfer |
(Er lacht.) Köstlich! Majestät belieben zu scherzen! (Er lacht.) Doch, mein König, du ließest mich rufen, um dir
Vorschläge für die Maskerade machen zu lassen. |
||||
Allerdings. Ist dir endlich etwas eingefallen? |
der König |
Allerdings. Ist dir endlich etwas eingefallen? |
||||
Ja ... ich weiß zwar nicht, welche Ideenverbindung mich darauf gebracht hat, aber gleich nachdem Majestät das Mädchen
geschlagen und ihm den Wein ins Gesicht gegossen hatten ... |
Froschhüpfer |
Ja ... ich weiß zwar nicht, welche Ideenverbindung mich darauf gebracht hat, aber gleich nachdem Majestät das Mädchen
geschlagen und ihm den Wein ins Gesicht gegossen hatten ... |
||||
Nichts weiter davon! |
der König |
Nichts weiter davon! |
||||
... also, gleich, nachdem Majestät das getan, und während der Papagei jenes merkwürdige Geräusch am Fenster machte,
erinnerte ich mich plötzlich eines prächtigen Maskenscherzes, den man oft in meiner Heimat aufführte. Hier jedoch wird
er völlig neu sein. |
Froschhüpfer |
... also, gleich, nachdem Majestät das getan, und während der Papagei jenes merkwürdige Geräusch am Fenster machte,
erinnerte ich mich plötzlich eines prächtigen Maskenscherzes, den man oft in meiner Heimat aufführte. Hier jedoch wird
er völlig neu sein. |
||||
Großartig! Seht ihr, Majestät, es hat sich gelohnt, das Urteil des Narren einzuholen. |
1. Minister |
Großartig! Seht ihr, Majestät, es hat sich gelohnt, das Urteil des Narren einzuholen. |
||||
Es scheint so. Doch nun erzähle, Froschhüpfer, was ist das für ein Streich? |
der König |
Es scheint so. Doch nun erzähle, Froschhüpfer, was ist das für ein Streich? |
||||
Wir nennen es "Die drei aneinander geketteten Orang-Utans". |
Froschhüpfer |
Wir nennen es "Die drei aneinander geketteten Orang-Utans". |
||||
Orang-Utans? Das sind doch ... das sind doch wilde Affen! Ja, köstlich! (Er lacht.) |
1. Minister |
Orang-Utans? Das sind doch ... das sind doch wilde Affen! Ja, köstlich! (Er lacht.) |
||||
(Er lacht.) Ja, drei Affen, drei Menschenaffen! Der Streich ist wie für uns geschaffen. (Er lacht.) |
2. Minister |
(Er lacht.) Ja, drei Affen, drei Menschenaffen! Der Streich ist wie für uns geschaffen.
(Er lacht.) |
||||
Oh ja, es ist wirklich ein ausgezeichneter Scherz, wenn er gut durchgeführt wird, mein König. |
Froschhüpfer |
Oh ja, es ist wirklich ein ausgezeichneter Scherz, wenn er gut durchgeführt wird, mein König. |
||||
Wir werden ihn schon durchführen, du Zwerg. (Er lacht.) |
der König |
Wir werden ihn schon durchführen, du Zwerg. (Er lacht.) |
||||
Der Hauptspaß dabei ist der Schreck, den er den Damen bereitet. |
Froschhüpfer |
Der Hauptspaß dabei ist der Schreck, den er den Damen bereitet. |
||||
Ausgezeichnet! |
der König |
Ausgezeichnet! |
||||
Famos! |
1. Minister |
Famos! |
||||
Großartig! |
2. Minister |
Großartig! |
||||
Köstlich! (Er lacht.) |
der König |
Köstlich! (Er lacht.) |
||||
(lacht.) |
1. Minister |
(lacht.) |
||||
(Er lacht.) Warum eigentlich sollen die Orang-Utans aneinander gekettet sein, Froschhüpfer? |
2. Minister |
(Er lacht.) Warum eigentlich sollen die Orang-Utans aneinander gekettet sein, Froschhüpfer? |
||||
Nun, die Ketten haben den Zweck, durch ihr Geklirre die Angst und Verwirrung zu steigern. Es wird so aussehen, als seien
sie alle auf einmal ihren Wärtern entflohen. Majestät können sich die Wirkung kaum vorstellen, wenn bei einer festlichen
Maskerade plötzlich drei aneinander gebundene Orang-Utans erscheinen. Die ganze Gesellschaft wird sie für wirkliche
Tiere halten, wenn sie mit wildem Geschrei in die Menge der vornehm und prächtig gekleideten Damen und Herren
hineinrasen. Der Gegensatz ist unbeschreiblich. |
Froschhüpfer |
Nun, die Ketten haben den Zweck, durch ihr Geklirre die Angst und Verwirrung zu steigern. Es wird so aussehen, als seien
sie alle auf einmal ihren Wärtern entflohen. Majestät können sich die Wirkung kaum vorstellen, wenn bei einer festlichen
Maskerade plötzlich drei aneinander gebundene Orang-Utans erscheinen. Die ganze Gesellschaft wird sie für wirkliche
Tiere halten, wenn sie mit wildem Geschrei in die Menge der vornehm und prächtig gekleideten Damen und Herren
hineinrasen. Der Gegensatz ist unbeschreiblich. |
||||
(lacht.) |
der König |
(lacht.) |
||||
|
1. Minister |
(lacht.) |
||||
Ja, das machen wir unbedingt. Das wird der größte Spaß werden, den wir je aufführten! (Er lacht.) Und nun an die Arbeit,
Froschhüpfer! Schaff uns die Affenkostüme. Es ist höchste Zeit. du weißt, morgen Abend ist die Maskerade. Und fallen die
Kostüme nicht zu unserer Zufriedenheit aus, so muss dein hässlicher Kopf rollen. (Er lacht.) |
der König |
Ja, das machen wir unbedingt. Das wird der größte Spaß werden, den wir je aufführten! (Er lacht.) Und nun an die Arbeit,
Froschhüpfer! Schaff uns die Affenkostüme. Es ist höchste Zeit. du weißt, morgen Abend ist die Maskerade. Und fallen die
Kostüme nicht zu unserer Zufriedenheit aus, so muss dein hässlicher Kopf rollen. (Er lacht.) |
||||
(lacht.) |
1. Minister |
(lacht.) |
||||
(lacht.) |
2. Minister |
(lacht.) |
||||
(Spinettmusik.) |
(Spinettmusik.) (Hörspielmusik.) |
|||||
Am nächsten Tag, kurz vor Beginn des Festes, hatte Froschhüpfer seine sonderbare Arbeit abgeschlossen. Das Verfahren,
den König und seine Minister in Orang-Utans zu verwandeln, war äußerst einfach, doch entsprach es den Absichten des
Narren bestens. Er und Tripetta hatten den König samt Ministern zuerst in enganliegende Hemden und Hosen aus Wollzeug
eingenäht. Dies tränkte man mit Teer, danach wurde eine dichte Schicht Flachs auf die Unterlage geklebt. Die drei so
kostümierten Männer sahen nun in der Tat bestialisch aus. Und da man seinerzeit in der zivilisierten Welt wirkliche
Orang-Utans nur vom Hörensagen her kannte, war mit Recht zu vermuten, dass keiner der Festgäste die Echtheit dieser
"Tiere" nur einen Augenblick anzweifeln würde. Der Zwerg ließ jetzt eine lange Kette herbeischaffen. Sie wurde zuerst
dem König um den Leib geschlungen und dann fest verhakt. Das gleiche geschah mit den zwei Ministern. Als man damit
fertig war, zog Froschhüpfer den Rest der Kette als Durchmesser noch zweimal über Kreuz durch den Kreis, den die
aneinander Gefesselten bildeten. |
Erzähler |
Am nächsten Tag, kurz vor Beginn des Festes, hatte Froschhüpfer seine sonderbare Arbeit abgeschlossen. Das Verfahren,
den König und seine Minister in Orang-Utans zu verwandeln, war äußerst einfach, doch entsprach es den Absichten des
Narren bestens. Er und Tripetta hatten den König samt Ministern zuerst in enganliegende Hemden und Hosen aus Wollzeug
eingenäht. Dies tränkte man mit Teer, danach wurde eine dichte Schicht Flachs auf die Unterlage geklebt. Die drei so
kostümierten Männer sahen nun in der Tat bestialisch aus. Und da man seinerzeit in der zivilisierten Welt wirkliche
Orang-Utans nur vom Hörensagen her kannte, war mit Recht zu vermuten, dass keiner der Festgäste die Echtheit dieser
"Tiere" nur einen Augenblick anzweifeln würde. Der Zwerg ließ jetzt eine lange Kette herbeischaffen. Sie wurde zuerst
dem König um den Leib geschlungen und dann fest verhakt. Das gleiche geschah mit den zwei Ministern. Als man damit
fertig war, zog Froschhüpfer den Rest der Kette als Durchmesser noch zweimal über Kreuz durch den Kreis, den die
aneinander Gefesselten bildeten. |
||||
|
(Kettenklirren.) |
|||||
|
der König |
Hmmm ... |
||||
Dann rief er: |
Erzähler |
Dann rief er: |
||||
Majestät, wir sind fertig! Doch erlaubt mir noch einen Vorschlag: wartet mit eurem Erscheinen im Festsaal bis
Mitternacht. |
Froschhüpfer |
Majestät, wir sind fertig! Doch erlaubt mir noch einen Vorschlag: wartet mit eurem Erscheinen im Festsaal bis
Mitternacht. |
||||
Hmmm ... recht hast du. Die Geisterstunde wird die Unheimlichkeit des Spaßes noch vergrößern. (Er lacht) |
der König |
Hmmm ... recht hast du. Die Geisterstunde wird die Unheimlichkeit des Spaßes noch vergrößern. (Er lacht) |
||||
(lacht.) |
1. Minister |
(lacht.) |
||||
(lacht.) |
2. Minister |
(lacht.) |
||||
(Spinettmusik.) |
(Spinettmusik.) (Hörspielmusik.) |
|||||
Der große Festsaal, in dem das Maskenfest stattfinden sollte, war kreisrund, sehr hoch und empfing sein Licht nur durch
ein einziges, im Mittelpunkt der Kuppel befindliches Fenster. Nachts jedoch - und besonders zu nächtlichen Festen wurde
der Raum benutzt - erhielt er das Licht von einem großen Kronleuchter, der an einer Kette von der Mitte des gewölbten
Fensters herabhing und wie üblich von außen durch ein Gegengewicht herauf- und hinuntergezogen werden konnte. Der König
hatte es Tripettas erprobtem Geschmack überlassen, den Raum auszuschmücken. In einigen Dingen jedoch hatte sich das
Mädchen den Anordnungen ihres Freundes unterworfen. Darum war der Kronleuchter entfernt worden, und statt seiner
erleuchteten nun zahlreiche Fackeln von den Wänden her das festliche Treiben. |
Erzähler |
Der große Festsaal, in dem das Maskenfest stattfinden sollte, war kreisrund, sehr hoch und empfing sein Licht nur durch
ein einziges, im Mittelpunkt der Kuppel befindliches Fenster. Nachts jedoch - und besonders zu nächtlichen Festen wurde
der Raum benutzt - erhielt er das Licht von einem großen Kronleuchter, der an einer Kette von der Mitte des gewölbten
Fensters herabhing und wie üblich von außen durch ein Gegengewicht herauf- und hinuntergezogen werden konnte. Der König
hatte es Tripettas erprobtem Geschmack überlassen, den Raum auszuschmücken. In einigen Dingen jedoch hatte sich das
Mädchen den Anordnungen ihres Freundes unterworfen. Darum war der Kronleuchter entfernt worden, und statt seiner
erleuchteten nun zahlreiche Fackeln von den Wänden her das festliche Treiben. |
||||
(Im Hintergrund Spinettmusik und Stimmengewirr.) |
(Im Hintergrund Spinettmusik und Stimmengewirr. Hörspielmusik.) |
|||||
Die drei Orang-Utans warteten mit ihrem Erscheinen geduldig bis Mitternacht. Kaum jedoch war der zwölfte Glockenschlag
verhallt, da stürzten sie unter Gebrüll und Kettenrasseln in den überfüllten Saal. |
Die drei Orang-Utans warteten mit ihrem Erscheinen geduldig bis Mitternacht. Kaum jedoch war der zwölfte Glockenschlag
verhallt, da stürzten sie unter Gebrüll und Kettenrasseln in den überfüllten Saal. |
|||||
|
(Synthesizereffekte. Im Hintergrund
Stimmengewirr.) |
|||||
Des Königs Herz erfüllte sich mit unbändiger Heiterkeit, als er das entsetzte Angstgeschrei vernahm, das sich
augenblicklich unter den Gästen erhob. |
Des Königs Herz erfüllte sich mit unbändiger Heiterkeit, als er das entsetzte Angstgeschrei vernahm, das sich
augenblicklich unter den Gästen erhob. |
|||||
Zu Hilfe! |
1. Gast |
Zu Hilfe! |
||||
Seht, die schrecklichen Bestien! |
2. Gast |
Seht, die schrecklichen Bestien! |
||||
Es sind drei Menschenaffen! |
3. Gast |
Es sind drei Menschenaffen! |
||||
Grässlich! |
4. Gast |
Grässlich! |
||||
Sie werden uns alle töten! |
5. Gast |
Sie werden uns alle töten! |
||||
Mein Ritter kommt her, beschützt mich! |
1. Gast |
Mein Ritter kommt her, beschützt mich! |
||||
Wo sind Waffen? |
5. Gast |
Wo sind Waffen? |
||||
Hat denn keiner ein Schwert bei sich? |
3. Gast |
Hat denn keiner ein Schwert bei sich? |
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Nein, nein, der König hat das Waffentragen beim Fest ausdrücklich verboten! |
6. Gast |
Nein, nein, der König hat das Waffentragen beim Fest ausdrücklich verboten! |
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Die Tiere kommen näher! |
1. Gast |
Die Tiere kommen näher! |
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Ja, rettet euch zu den Ausgängen! |
6. Gast |
Ja, rettet euch zu den Ausgängen! |
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Vergeblich! Alle Türen sind plötzlich geschlossen! |
3. Gast |
Vergeblich! Alle Türen sind plötzlich geschlossen! |
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Hilfe! |
2. Gast |
Hilfe! |
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Hilfe! Hilf mir! |
1. Gast |
Hilfe! Hilf mir! |
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(Synthesizereffekte.) |
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Als der Tumult aufs Höchste gestiegen war und jeder nur daran dachte, sich in Sicherheit zu bringen, hätte man bemerken
können, dass die Kette, an der sonst der Kronleuchter hing, und die man nach dessen Entfernung aufgezogen hatte, ganz
allmählich herabgelassen wurde, bis ihr Endhaken nur noch drei Fuß von der Erde entfernt war. Bald darauf befanden sich
der König und die zwei Minister, nachdem sie den Saal in jeder Richtung durchtaumelt hatten, in dessen Mittelpunkt, und
so auch in fast unmittelbarer Berührung mit der Kronleuchterkette. Als sie so standen, ergriff der Zwerg, der ihnen
stets auf dem Fuße gefolgt war, und sie zu immer wilderem Treiben angefeuert hatte, die Kette, mit der sie
aneinandergefesselt waren, genau an der Stelle, wo sich die beiden Durchmesserlinien kreuzten. In Blitzesschnelle hängte
er dies Mittelglied in den Haken ein, an dem sonst der Kronleuchter hing, und sofort wurde durch irgendeine unsichtbare
Kraft die Kronleuchterkette so hoch hinaufgezogen, dass der Haken von unten nicht mehr erreichbar war. |
Erzähler |
Als der Tumult aufs Höchste gestiegen war und jeder nur daran dachte, sich in Sicherheit zu bringen, hätte man bemerken
können, dass die Kette, an der sonst der Kronleuchter hing, und die man nach dessen Entfernung aufgezogen hatte, ganz
allmählich herabgelassen wurde, bis ihr Endhaken nur noch drei Fuß von der Erde entfernt war. Bald darauf befanden sich
der König und die zwei Minister, nachdem sie den Saal in jeder Richtung durchtaumelt hatten, in dessen Mittelpunkt, und
so auch in fast unmittelbarer Berührung mit der Kronleuchterkette. Als sie so standen, ergriff der Zwerg, der ihnen stets auf dem Fuße gefolgt war, und sie zu immer wilderem Treiben angefeuert hatte,
die Kette, mit der sie aneinandergefesselt waren, genau an der Stelle, wo sich die
beiden Durchmesserlinien kreuzten. In Blitzesschnelle hängte er dies Mittelglied in den Haken ein, an dem sonst der
Kronleuchter hing, und sofort wurde durch irgendeine unsichtbare Kraft die Kronleuchterkette so hoch
hinaufgezogen, dass der Haken von unten nicht mehr erreichbar war. |
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(Synthesizereffekte.) |
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Gesicht an Gesicht hingen die Orang-Utans jetzt schwebend in der Luft. Die Maskengesellschaft hatte sich inzwischen von
ihrem Schrecken und der anfänglichen Verblüffung erholt und betrachtete das Ganze nun als einen gut ausgedachten und
vorbereiteten Scherz. |
Gesicht an Gesicht hingen die Orang-Utans jetzt schwebend in der Luft. Die Maskengesellschaft hatte sich inzwischen von
ihrem Schrecken und der anfänglichen Verblüffung erholt und betrachtete das Ganze nun als einen gut ausgedachten und
vorbereiteten Scherz. |
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(Im Folgenden Gelächter und Stimmengewirr.) |
(Im Folgenden Gelächter und Stimmengewirr.) | |||||
Seht nur, wie sie zappeln! |
5. Gast |
Seht nur, wie sie zappeln! |
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Orang-Utans! Ha, das hätte ich mir nicht träumen lassen! |
2. Gast |
Orang-Utans! Ha, das hätte ich mir nicht träumen lassen! |
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Wenn man nur wüsste, wer in den Masken steckt! |
1. Gast |
Wenn man nur wüsste, wer in den Masken steckt! |
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Fragt doch den Narren, sicherlich weiß er mehr als wir! |
3. Gast |
Fragt doch den Narren, sicherlich weiß er mehr als wir! |
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Ja, da ist er ja! |
6. Gast |
Ja, da ist er ja! |
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(Rufe aus der Menge: »Froschhüpfer!«.) |
(Rufe aus der Menge: »Froschhüpfer!«. Das Gelächter verstummt.) |
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Ja, ihr Leute! |
Froschhüpfer |
Ja, ihr Leute! |
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(Kettenklirren.) |
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Überlasst mir diese Affen. Ich glaube nämlich, ich kenne sie. Wenn ich sie nur einmal recht betrachten könnte, ich würde
euch schon sagen können, wer sie sind. Und darum: Platz gemacht! |
Überlasst mir diese Affen. Ich glaube nämlich, ich kenne sie. Wenn ich sie nur einmal recht betrachten könnte, ich würde
euch schon sagen können, wer sie sind. Und darum: Platz gemacht! |
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(Schrittgeräusche.) |
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Ah, was tut er? |
1. Gast |
Ah, was tut er? |
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Um Himmels willen! Wie ein Affe springt er über unsere Köpfe hinweg zur Wand! |
6. Gast |
Um Himmels willen! Wie ein Affe springt er über unsere Köpfe hinweg zur Wand! |
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Was hat denn der Narr nur vor? |
3. Gast |
Was hat denn der Narr nur vor? |
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Hilfe! |
1. Gast |
Hilfe! |
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Keine Angst, er tut euch nichts! |
5. Gast |
Keine Angst, er tut euch nichts! |
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(Synthesizereffekte.) |
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Da, jetzt hat er eine Fackel herausgerissen und springt wieder zurück! |
6. Gast |
Da, jetzt hat er eine Fackel herausgerissen und springt wieder zurück! |
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Ja, und jetzt ist er schon wieder bei den Affenmasken! |
2. Gast |
Ja, und jetzt ist er schon wieder bei den Affenmasken! |
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Froschhüpfer! |
5. Gast |
Froschhüpfer! |
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Er klettert an ihnen empor! |
1. Gast |
Er klettert an ihnen empor! |
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(Kettenklirren.) |
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Ja, nun ist er schon über ihnen! |
6. Gast |
Ja, nun ist er schon über ihnen! |
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Und jetzt klettert die verrückte Missgeburt schon an der Kronleuchterkette in die Höhe! |
2. Gast |
Und jetzt klettert die verrückte Missgeburt schon an der Kronleuchterkette in die Höhe! |
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Seht doch nur: er leuchtet der dicksten Bestie ins Gesicht! |
1. Gast |
Seht doch nur: er leuchtet der dicksten Bestie ins Gesicht! |
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Ruhe, jetzt ruft er uns etwas zu! |
5. Gast |
Ruhe, jetzt ruft er uns etwas zu! |
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Ich sage euch, ihr Leute: Ich werde sehr bald heraushaben, wer sie sind. (Er pfeift.) |
Froschhüpfer |
Ich sage euch, ihr Leute: Ich werde sehr bald heraushaben, wer sie sind. (Er pfeift.) |
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(Das Gelächter verstummt.) |
(Das Gelächter verstummt. Synthesizereffekte.) |
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Während ein schriller Pfiff des Narren das Gelächter der Maskengesellschaft verstummen ließ, schnellte die
Kronleuchterkette etwa dreißig Fuß in die Höhe und zog die geängstigten, zappelnden Orang-Utans mit empor.
Froschhüpfer, der sich an der Kette festgeklammert hatte, hing also ein gutes Stück über den drei Masken. Seine Fackel
hielt er noch immer gesenkt, als sei nichts geschehen, als sei er immer noch bemüht, herauszufinden, wer die drei seien.
Die Gäste waren über das Hinaufziehen der Kette so verblüfft, dass eine minutenlange Totenstille herrschte. Da ertönte
plötzlich wieder das leise, scharfe, knirschende Geräusch, ... |
Erzähler |
Während ein schriller Pfiff des Narren das Gelächter der Maskengesellschaft verstummen ließ, schnellte die
Kronleuchterkette etwa dreißig Fuß in die Höhe und zog die geängstigten, zappelnden Orang-Utans mit empor.
Froschhüpfer, der sich an der Kette festgeklammert hatte, hing also ein gutes Stück über den
drei Masken. Seine Fackel hielt er noch immer gesenkt, als sei nichts geschehen, als sei er immer noch bemüht,
herauszufinden, wer die drei seien. Die Gäste waren über das Hinaufziehen der Kette so verblüfft, dass eine
minutenlange Totenstille herrschte. Da ertönte plötzlich wieder das leise, scharfe, knirschende Geräusch, ... |
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(Das Knirschen ist wieder zu hören.) |
(Das Knirschen ist wieder zu hören. Unheimliche Geräusche.) |
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... das dem König am Vortage so sonderbar aufgefallen war, als er Tripetta den Wein ins Gesicht geschüttet hatte. Doch
jetzt konnte kein Zweifel mehr darüber herrschen, wo der Laut herkam: Er kam von den fangartigen Zähnen des Zwerges,
der schäumenden Mundes mit ihnen knirschte und mit dem Ausdruck wahnsinniger Wut in die aufwärts gewandten Gesichter des
Königs und seiner beiden Minister starrte. Endlich sagte der wutentbrannte Narr: |
... das dem König am Vortage so sonderbar aufgefallen war, als er Tripetta den Wein ins Gesicht geschüttet hatte. Doch
jetzt konnte kein Zweifel mehr darüber herrschen, wo der Laut herkam: Er kam von den fangartigen Zähnen des Zwerges,
der schäumenden Mundes mit ihnen knirschte und mit dem Ausdruck wahnsinniger Wut in die aufwärts gewandten Gesichter des
Königs und seiner beiden Minister starrte. Endlich sagte der wutentbrannte
Narr: |
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Aha ... allmählich wird mir klar, wer diese Leute sind. |
Froschhüpfer |
Aha ... allmählich wird mir klar, wer diese Leute sind. |
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Bei diesen Worten näherte er, als wolle er den König noch genauer betrachten, seine Fackel der Flachshülle, die jenen
umgab. |
Erzähler |
Bei diesen Worten näherte er, als wolle er den König noch genauer betrachten, seine Fackel der Flachshülle, die jenen
umgab. |
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(Das mahlende Schaben ist wieder zu hören. Geschrei.) |
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Augenblicklich ging sie in Flammen auf, und in weniger als einer halben Minute standen alle Orang-Utans in hellem
Brande. Während die Menge unten wild aufschrie, nötigten die immer heftiger werdenden Flammen den Narren bald, die Kette
noch weiter hinaufzuklettern. |
Augenblicklich ging sie in Flammen auf, und in weniger als einer halben Minute standen alle
Orang-Utans in hellem Brande. Während die Menge unten wild aufschrie, nötigten die immer heftiger werdenden
Flammen den Narren bald, die Kette noch weiter hinaufzuklettern. |
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(Geschrei.) |
(Geschrei.) |
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Erneut verstummte die Menge. Da rief der Zwerg: |
Erneut verstummte die Menge. Da rief der Zwerg: |
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Ich sehe jetzt deutlich, was für Leute sich hinter diesen Masken verbergen. Es ist ein großer König mit seinen beiden
Leibministern. Ein König, der es wagte, ein schutzloses Mädchen zu misshandeln, und seine Räte, die alles, was er
Schimpfliches tat, guthießen ... und ich ... ich bin nur Froschhüpfer, der Narr. Und dies hier ist mein letzter
Scherz! |
Froschhüpfer |
Ich sehe jetzt deutlich, was für Leute sich hinter diesen Masken verbergen. Es ist ein großer König mit seinen beiden
Leibministern. Ein König, der es wagte, ein schutzloses Mädchen zu misshandeln, und seine
Räte, die alles, was er Schimpfliches tat, guthießen ... und ich ... ich bin nur Froschhüpfer, der Narr. Und dies
hier ist mein letzter Scherz! |
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(Wieder Geschrei.) |
(Wieder Geschrei. Synthesizereffekte für circa 40
Sekunden.) |
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Bei der leichten Brennbarkeit des Flachses und des Teers, woraus die Kostüme der Orang-Utans bestanden, war das Werk
der Rache schon vollbracht, als der Zwerg seine kurze Rede kaum beendet hatte. |
Erzähler |
Bei der leichten Brennbarkeit des Flachses und des Teers, woraus die Kostüme der Orang-Utans bestanden, war das Werk
der Rache schon vollbracht, als der Zwerg seine kurze Rede kaum beendet hatte. |
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(Synthesizereffekte für circa 30 Sekunden.) |
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Die drei Körper hingen nur noch als eine qualmende, übelriechende Masse in ihren Ketten. Der Krüppel schleuderte seine
Fackel auf sie herab, kletterte gelassen zur Decke empor und verschwand durch das Kuppelfenster. Man nimmt an, dass
Tripetta, die auf dem Dache des Kuppelsaales stand, die Mitschuldige bei diesem schauerlichen Racheakt ihres Freundes
gewesen ist und dass die zwei zusammen in ihre Heimat geflohen sind, denn beide wurden niemals mehr gesehen. |
Die drei Körper hingen nur noch als eine qualmende, übelriechende Masse in ihren
Ketten. Der Krüppel schleuderte seine Fackel auf sie herab, kletterte
gelassen zur Decke empor und verschwand durch das Kuppelfenster. Man nimmt an, dass Tripetta, die auf dem Dache des
Kuppelsaales stand, die Mitschuldige bei diesem schauerlichen Racheakt ihres Freundes gewesen ist und dass die zwei
zusammen in ihre Heimat geflohen sind, denn beide wurden niemals mehr gesehen. |
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(Spinettakkord.) |
(Spinettakkord. Synthesizereffekte für circa 35
Sekunden.) |
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Appendix: Haben Sie einmal versucht, ein LP-Cover nachzustellen? Nein? Komisch. Nun, falls Sie dieses planen sollten, so seien Sie gewarnt: Solch ein Vorhaben ist nicht so leicht in die Tat umzusetzen, wie man denkt. Abgesehen von der Planung und der zeitlichen Koordination braucht man natürlich die notwendigen Utensilien, um eine eventuell notwendige Maskerade zu vervollkommnen. Im vorliegenden Fall waren die benötigten Kleidungsstücke schnell besorgt: Ein alter brauner Hut aus der eigenen Requisitenkiste, ein rotes Hemd (ebenfalls aus der hauseigenen Kleiderkammer), ein schwarzer Umhang aus dem Angebot einer amerikanischen Supermarktkette und schwarzer Sprühlack, um aus dem braunen Hut einen schwarzen zu machen. Sodann wurde sich am Samstag, den 24.06.2023, auf den Weg zum Ort der Fotoaufnahme gemacht, Schloss Ahrensburg bei Hamburg. Als Tageszeit wurde der frühe Abend gewählt, um zumindest ein wenig Dämmerung einfangen zu können. Aber erst vor Ort wurde klar: Eine Aufnahme in der Dämmerung wird nicht zu bekommen sein, denn den Zutritt zum Schloss verhinderte täglich ab 17 Uhr ein Metalltor. Erschwerend kam hinzu, dass sich ein nicht unerheblicher Umstand seit dem Fototermin zur Aufnahme des LP-Covers verändert hatte: Der im Jahr 1969 noch trockengelegte Schlossgraben führte inzwischen wieder Wasser, sodass die Positionen von Fotograph und Motiv des originalen Motivs gar nicht mehr eingenommen werden konnten. Und als hätte jemand die Aufnahme verhindern wollen, waren die fleißigen Männer des Technischen Hilfswerks - Landesverband Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein - Ortsverband Ahrensburg am Ort des Geschehens. Himmel, wir wollten doch nur ein harmloses Foto machen! Nach einem kurzen Zögern wurde aus dem letzten scheinbaren Hindernis jedoch das Schwert, mit dem alle drei gordischen Knoten durchschlagen werden konnten: Die freundliche Mannschaft des THW, deretwegen auch das Tor noch geöffnet war, ließ uns nicht nur das gewünschte Foto machen, sondern unterstützte uns mit Rat und Tat bei den Aufnahmen! Vor allem stellte sich heraus, dass die sympathische Truppe nicht nur die dort gedrehten Filme und Serien kannte (»Der grüne Bogenschütze« [1961], »Die seltsame Gräfin« [1961] sowie »Morden im Norden« [seit 2012]), sondern auch in der Hörspielszene durchaus bewandert war. Dies betraf die »drei ???« ebenso wie die alten Produktionen unter Konrad Halver. Selbst »Schubiduu ... uh«, das Schlossgespenst, welches in der gleichnamigen Hörspielserie von Peter Riesenburg Schloss Ahrensburg bewohnt, war den engagierten THW'lern selbstverständlich vertraut. Was für ein Zusammentreffen! So wurde aus dem kleinen Plan, ein Coverfoto nachzustellen, ein durchweg erinnerungswürdiger Ausflug in das südliche Schleswig-Holstein. Daher geht an dieser Stelle ein aufrichtiger Dank für die ebenso zufällige wie herzliche Begleitung durch den THW-Ortsverband Ahrensburg, dessen Mitglieder - hätten wir nicht eine vertretbare Lösung für unser Foto gefunden - mit einem Augenzwinkern noch Watstiefel zur Begehung des Schlossgrabes sowie einen Scheinwerfer zur überzeugenden Nachahmung des auf dem Originalcover zu erkennenden Schattens (links im Bild) anboten. Jungs, Ihr wart der Höhepunkt des Wochenendes für zwei alte Hörspielfreunde! |
![]() Die Helden des Tages vom Technischen Hilfswerk, Ortsverband Ahrensburg |
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